New York. Nach den Enthüllungen über die Internet-Überwachung durch die NSA eröffnet ein Bericht der “New York Times“ eine neue Dimension. Der US-Geheimdienst kann Computer angeblich auch so präparieren, dass er auf sie zugreifen kann, wenn sie nicht einmal online sind.

Die NSA kann laut neuen Enthüllungen dank spezieller Computer-Bauteile auch auf Rechner zugreifen, die nicht ans Internet angeschlossen sind. Voraussetzung sei, dass die Wanzen von Agenten oder nichtsahnenden Nutzern installiert werden, berichtete die "New York Times" am Mittwoch. Dann könne die NSA per Funk Informationen aus dem Computer abgreifen und dort Daten verändern, hieß es unter Berufung auf Geheimdienstdokumente, Computerexperten und US-Regierungsvertreter. Eine Empfangsstation müsse aber in maximal knapp 13 Kilometer Entfernung platziert werden.

Die Technologie diene dazu, auf Rechner von Zielpersonen zu kommen, die sich einer Überwachung entziehen wollen, indem sie das Internet meiden. Die Sender könnten entweder in den Computer selbst eingebaut werden oder in USB-Sticks oder Steckern versteckt werden.

Chinesisches und russisches Militär überwacht

In anderen Fällen werde Überwachungssoftware über das Netz geladen. Insgesamt versah die NSA dem Bericht zufolge weltweit knapp 100 000 Computer mit ihren Programmen. Das steht im Einklang mit früheren Berichten über das Ausmaß solcher Überwachung.

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Mit der Software seien unter anderem das chinesische und russische Militär sowie Computer der mexikanischen Polizei und dortiger Drogenkartelle, aber auch Handelsinstitutionen innerhalb der Europäischen Union überwacht worden, hieß es. Zudem seien Länder wie Indien, Pakistan und Saudi-Arabien ins Visier des Programms geraten. Eine NSA-Sprecherin betonte abermals, der Dienst sei nicht in Wirtschaftsspionage verwickelt.

NSA spricht von einem Verteidigungsinstrument

In China wurde dem Bericht zufolge auch eine Abteilung der chinesischen Armee in Shanghai angegriffen, die nach Vermutung der USA hinter Cyberattacken im Westen steht. Chinesische Behörden hatten die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Laut Unterlagen aus dem Fundus des Informanten Edward Snowden richtete der US-Geheimdienst zwei eigene Rechenzentren in China ein, möglicherweise über Tarnfirmen, schrieb die "New York Times". Von dort aus könne Überwachungssoftware in Computer eingeschleust werden.

Es gebe keine Belege dafür, dass die Spähsoftware in den USA eingesetzt worden sei, was nach US-Recht illegal gewesen wäre, hieß es. Die NSA selbst beschreibe das Programm mit dem Codenamen "Quantum" dem Bericht zufolge als "aktive Verteidigung" und nicht als Angriffsinstrument.

Über einen Teil der Informationen der "New York Times", unter anderem zum Einbau von Ausspäh-Bauteile, hatte jüngst auch der "Spiegel" berichtet. Das Magazin veröffentlichte auch Auszüge aus einem internen Katalog für Spionage-Hardware. (dpa)