Es gibt in Berlin einen heiligen Zorn über die NSA-Affäre. Er ist berechtigt und kein zynisches Spiel mit der Wut vieler Bürger über den Abhörskandal. Er ist aber naiv. Das gilt schon für das Wort „Freund“ im Verhältnis von Staaten. Es geht um Interessen, um gemeinsame oder gegensätzliche.
Die Amerikaner wären vielleicht zur Schadensbegrenzung zu bewegen, zu einem anderen Verhalten, aber sicher nicht zu einem Vertrag. Ein solcher Anti-Spionage-Vertrag wäre das Eingeständnis der Supermacht, dass sie zu weit gegangen ist.
Aber genau diese Erwartung hat Angela Merkel geschürt, sei es aus persönlicher Betroffenheit, sei es aus Kalkül im Wahlkampf: Man wollte das Thema verdrängen.
Das Verhältnis zu den USA ist inzwischen ein Krampf. Das können nicht mehr die Geheimdienste lösen. Das ist die Aufgabe der Kanzlerin und des US-Präsidenten.