Düsseldorf. . Der Verfassungsschutz warnt vor einer besorgniserregenden Entwicklung: Immer mehr junge Männer in einer Lebenskrise fühlten sich angezogen von der Methode der Salafisten, einfache Antworten auf komplizierte Fragen zu geben. 100 der bundesweit nach Syrien ausgereisten 240 Salafisten stammen aus NRW.
Der extremistische Salafismus entwickelt sich in NRW „besorgniserregend“ und stellt zunehmend eine Gefahr für Jugendliche dar. Davor warnt Verfassungsschutz-Chef Burkhard Freier gegenüber unserer Redaktion. Mit ihrer Methode, „scheinbar einfache Antworten auf komplizierte Fragen zu bieten“, seien Salafisten vor allem bei jungen Männern erfolgreich, die in einer Lebenskrise stecken. „Wir setzen auf eine Doppelstrategie aus Repression und Prävention, damit junge Leute erst gar nicht in die Szene abrutschen“, so Freier.
Zum Jahresende hatte der Verfassungsschutz 1500 Salafisten in NRW erfasst, 1000 mehr als im 2011. Sie konzentrieren sich in der Region Rhein-Ruhr, im Aachener Raum und im Bergischen Land. „Salafismus ist aber nicht nur ein Problem der Sicherheitsbehörden“, sagt Freier. Um Predigern und Netzwerken den „Nährboden“ für Radikalisierung und Gewaltverherrlichung zu entziehen, seien alle Kräfte der Gesellschaft gefordert.
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Verstärkten Einfluss von Salafisten in den Schulen an Rhein und Ruhr haben die Behörden bisher noch nicht ausgemacht. Das bestätigt auch die Lehrergewerkschaft GEW auf Nachfrage. Anders als in Hessen, wo die Situation sich offenbar verschärft. „Die salafistischen Rekrutierer machen nicht vor dem Schulhof halt“, warnte dort Innenminister Boris Rhein (SPD) zuletzt, „das haben Ermittlungen der Polizei eindeutig ergeben.“
Nach Angaben von Rhein gelang es Salafisten sogar, neun hessische Schüler – darunter auch vier minderjährige – zu radikalisieren, um sie dann in das syrische Kriegsgebiet zu schicken. Bei anderen Schülern hätte die Polizei die Ausreise in letzter Minute verhindern können. Lehrer in Hessen fordern mehr politische Hilfe und zusätzliche Ausbildung, um sich gegen salafistische Bestrebungen zu wappnen.
Risiko durch salafistische Kämpfer
In NRW klären Freiers Experten bei Lehrerfortbildungen und in Vorträgen über Gefahren durch dem Salafismus auf. Über eine Hotline, die den Ausstieg aus der Szene erleichtern soll, hätten sich seit 2011 mehrere hundert Anrufer gemeldet, häufig besorgte Eltern oder Lehrer.
Aus NRW kommen rund 100 der bisher bundesweit 240 überwiegend nach Syrien ausgereisten Salafisten. Geschult im Umgang mit Waffen oder Sprengstoff, bedeuten sie als Rückkehrer ein Risiko, weil sie als in der Szene angesehene Kämpfer oft zu Rädelsführern aufsteigen. Die jüngste Kritik des baden-württembergischen Innenministers Reinhold Gall (SPD), von NRW gehe „eine relative Anziehungskraft auf die Szene“ aus, weist Freier zurück: „Wir bauen einen hohen Verfolgungsdruck auf.“