Düsseldorf. . Neue Zahlen aus dem NRW-Schulministerium zeigen: Das Interesse am Rektoren-Job hält sich in Grenzen. Denn die Belastung ist groß und der finanzielle Anreiz gering. So müssen in Essen 21 Schulen ohne Leitung auskommen, davon 18 Grundschulen. Auch in Gelsenkirchen heißt es oft: Rektor gesucht!

Fast 200 Schulen in den Städten des Regionalverbandes Ruhr (RVR) müssen zurzeit ohne Schulleiter auskommen. Das hat Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) auf Anfrage des FDP-Abgeordneten Ralf Witzel erklärt. Ende November waren demnach über alle Schulformen 188 Leitungsposten im RVR-Gebiet unbesetzt. Die Quote liegt damit zwar in etwa im NRW-Durchschnitt (12,5 Prozent), doch bei Durchsicht der einzelnen Stadtbilanzen ergeben sich zum Teil beträchtliche Schieflagen.

So müssen in Essen 21 Schulen ohne nominelle Leitung auskommen, davon allein 18 Grundschulen (21 Prozent).

In Gelsenkirchen sind es insgesamt 16 Schulen, davon 11 Grundschulen. In mehr als jeder vierten Gelsenkirchener Grundschule müssen somit Leitungsaufgaben von anderen Kollegen mitübernommen werden.

Auch interessant

In Duisburg fehlen 20 Schulleiter, wobei ein Drittel der Berufskollegs nicht von einem ordentlichen Rektor geführt wird.

In Hagen fehlen zwar „nur“ sieben Leiter, dafür sind zwei von sechs städtischen Gymnasien betroffen.

In kleineren RVR-Gemeinden gibt es in einzelnen Schulformen noch stärkere Ausreißer.

FDP-Fraktionsvize Witzel sieht dringenden Handlungsbedarf

FDP-Fraktionsvize Witzel sieht dringenden Handlungsbedarf der Landesregierung bei der Neubesetzung der Stellen: „Gerade im Ruhrgebiet ist ein stabiles und geordnetes schulisches Umfeld oft der wichtigste Anker für benachteiligte Kinder.

Wenn Ansprechpartner und Führungspersönlichkeiten fehlen, ist dies insbesondere für die Sozialisation von Problemjugendlichen ein großer Verlust.“ Motivierte Schulleiter begleiteten gerade im Revier Heranwachsende aus schwierigen Elternhäusern und Problemquartieren weit über den Unterricht hinaus, so Witzel.

Schulministerin Löhrmann stellte klar, dass durch die Vertretungsregelung im Schulgesetz „stets gewährleistet ist, dass die Schulleitungsaufgaben wahrgenommen werden“. Zudem verwies sie darauf, dass im Landeshaushalt 2013 bereits 197 Stellen zusätzlich für die Erhöhung der Leitungszeit zur Verfügung gestellt wurden. Der Haushaltsentwurf 2014 sehe einen weiteren Ausbau von 109 Stellen an Grundschulen vor. Dies seien „erhebliche zusätzliche Ressourcen für Leitungszeit“.

FDP-Mann Witzel forderte dagegen größere Anstrengungen, um Schulleiterpositionen attraktiver für engagierte Lehrer zu machen: „Die immense Kulturbürokratie und immer neue Vorgaben schrecken viele Interessenten ab. Auch die aktuellen Beschlüsse der Landesregierung zur mehrjährigen Nullrunde bei Beamten im höheren Dienst wird den Problemdruck weiter verschärfen.“

VBE: „Ein Rektor ist auch sein eigener Hausmeister und seine eigene Sekretärin“

Lehrer ab der Besoldungsstufe A13, in der Regel auch Grundschulleiter, müssen nach dem Willen von Rot-Grün aus Sparzwängen zwei Jahre lang auf eine Erhöhung ihrer Bezüge verzichten, während die unteren Besoldungsgruppen immerhin mit leichten Zuwächsen rechnen können.

Unbesetzte Grundschulleiterstellen sind kein neues Phänomen. Seit Jahren müssen im Primarbereich engagierte Lehrer gezielt von Schulräten für Funktionsstellen umworben werden, da es kaum Bewerberinteresse gibt.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) macht dafür die vergleichsweise geringe Bezahlung und zu wenig Leitungszeit für Verwaltungsaufgaben neben der pädagogischen Arbeit verantwortlich. „Ein Rektor ist in der Regel auch sein eigener Hausmeister und seine eigene Sekretärin“, klagte VBE-Chef Udo Beckmann zuletzt Anfang November.