Hannover. . Bettina Wulff gibt ihrem Noch-Ehemann Rückendeckung: Im Korruptionsprozess gegen den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff vor dem Landgericht Hannover bestätigte die von ihm getrennt lebende Bettina am Donnerstag dessen Version der Abläufe beim gemeinsamen Oktoberfestbesuch. Sie bezeichnete Filmmanager Groenewold als einen der besten Freunde ihres Mannes.

Wer einen Rosenkrieg erwartet hatte, lag falsch. Zwar erklärte Bettina Wulff vor ihrer Aussage, sie sei verheiratet und getrennt lebend. „Wir haben ein sehr freundschaftliches Verhältnis und sehen uns häufig“, stellte sie aber gleich klar. Und Ex-Bundespräsident Christian Wulff auf der Anklagebank lächelte.

Die ehemalige First Lady sorgte als prominente Zeugin im Wulff-Prozess für das bisher größte Zuschauerinteresse im Landgericht. Im Frühjahr 2006 hatte der Ministerpräsident die gelernte PR-Frau auf der Fußball-WM-Fanmeile in Hannover öffentlich als neue Frau an seiner Seite präsentiert.

Das Paar zog 2010 gemeinsam ins Schloss Bellevue, auf dem Weg nach ganz oben. Nach Wulffs Rücktritt als Bundespräsident veröffentliche Bettina Wulff eine bittere Abrechnung mit den Zwängen eines Lebens nach dem Protokoll. In dem Buch war sie auch auf Distanz zu ihrem Mann gegangen, weil der für ihre Sorgen und Nöte keine Zeit gehabt habe.

„Ich bin mit ihm verheiratet, ich sollte es ja wissen“, beschrieb Bettina Wulff vor Gericht selbst ihre Eignung als Zeugin. Vom Zeugnisverweigerungsrecht als Ehefrau wollte sie denn auch keinen Gebrauch machen. Ihr Mann ist der Vorteilsannahme angeklagt: Der Filmunternehmer David Groenewold soll 2008 bei einem gemeinsamen Oktoberfest-Besuch in München einen Teil von Wulffs Hotelkosten im „Bayerischen Hof“, ein Essen im Hotelrestaurant sowie einen Festzeltbesuch auf der „Wies’n“ finanziert haben.

Groenewold hatte Tisch-Kontigente auf dem Oktoberfest

Private Termine seien in Christian Wulffs Planung immer zweitrangig gewesen, „ich habe ab und an versucht, mal einen anzumelden“, berichtete Bettina Wulff dem Gericht. Geboren wurde die Idee zum Oktoberfest-Besuch bei einem privaten Essen mit Groenewold in Hannover.

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Dabei war auch „Tatort“-Kommissarin Maria Furtwängler, die in Hannover Dreharbeiten hatte. „Groenewold hat gesagt, er würde uns gerne einladen“, berichtete Bettina Wulff. Der Film-Mann hatte Tisch-Kontingente auf dem Oktoberfest. Furtwänglers Mann Hubert Burda war dann ebenfalls Gast am Tisch.

Dass sie oder ihr Mann Nutznießer einer teuren Champagner-Sause gewesen seien, wies Bettina Wulff angesichts einer Tischrechnung von rund 3200 Euro für Groenewold zurück. Sie habe schließlich noch gestillt, und ihr Mann möge keinen Alkohol. „Herr Burda erzählte immer von seinen Schweinswürstchen“, erinnerte sie sich. Sie habe möglicherweise Huhn gegessen. Zudem sei es auch um Dienstliches gegangen.

Der „Tatort“ aus Niedersachsen habe immer so düstere Episoden, darüber habe Christian Wulff zum Beispiel mit Furtwängler reden wollen. Keine Party, keine Vorteilsnahme. Wie der Angeklagte Wulff und Groenewold hatte auch Bettina Wulff keine Erinnerung an ein etwaiges Essen am ersten Abend mit Groenewold im Hotelrestaurant. Ein Beleg weist zwar drei Hauptgerichte auf Groenewolds Rechnung aus, darunter Huhn. Groenewolds Freundin kam erst einen Tag später an. Aß Groenewold also mit dem Ehepaar Wulff?

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Babysitter für zwei Abende gebucht

„Wir haben sicherlich noch etwas gegessen“, meinte Bettina Wulff zwar zum Tag ihrer Ankunft in München. Ins Hotelrestaurant sei man nach dem harten Tag aber sicher nicht mehr gegangen. Belege für Essen per Zimmerservice gibt es auf der Rechnung allerdings nicht.

Auch ein Babysitter war vorab für zwei Abende bestellt – nicht nur für den Abend des Wies’n-Ausflugs. Die Babysitterkosten von 110 Euro hatte bei der Abreise Groenewold übernommen – wie auch 400 Euro von Wulffs Zimmerkosten.

Das Fehlen des Sitters auf der eigenen Rechnung war Christian Wulff laut Verteidigung aufgefallen. Er habe nachgefragt und Groenewold den Betrag dann bar erstattet. Dass Groenewold auch einen Teil der Zimmerkosten zahlte, will Wulff erst im Januar 2012 erfahren haben. Auf der eigenen Rechnung erschien die Umbuchung laut Aussagen von Hotelmitarbeitern nicht. Keine Kenntnis, keine Vorteilsannahme?

„Offen, extrovertiert, fröhliche Art“ - so beschrieb Bettina Wulff dann den Film-Mann Groenewold. Das habe sich sehr gut ergänzt, weil ihr Mann doch so ganz anders sei, sagte sie unter dem freundlichen Lachen des Publikums. Groenewold habe seinerzeit zum engsten Freundeskreis gehört.

Zwar lade er gerne Leute ein. Bezahlt habe man aber bei den Treffen – auch mal spontan auf Capri oder Sylt – immer abwechselnd. Als ein Beisitzer nachfragte, wie das denn genau abgelaufen sei, reagierte Bettina Wulff ausnahmsweise ungehalten: Unter Freunden werde doch nicht haarklein aufgerechnet.