Hannover.. Die Schauspielerin und ihr Mann, Hubert Burda, geben Auskunft über den Abend im Käfer-Festzelt. „Es ging auch um Medienpolitik“, erzählt der Verleger aus München. Maria Funtwängler gibt sich genervt. Worüber sie mit Wulff auf dem Fest sprach, daran konnte sie sich nicht mehr erinnern.
Frau Kommissarin hatte noch eine Frage. „Was könnte meine Aussage im allerbesten Fall zur Klärung beitragen?“, wollte Maria Furtwängler, prominente Zeugin im Wulff-Prozess und Star im „Tatort“ aus Niedersachsen, am Ende ihrer Aussage vom Richter wissen. „Das werden Sie im besten Fall bei der Urteilsverkündung erfahren“, konterte der Vorsitzende Richter lächelnd. Furtwängler raffte die Garderobe zusammen und verließ nach nicht einmal 15 Minuten den Saal.
Mit Furtwängler und ihrem Ehemann Hubert Burda hatte das Landgericht am fünften Verhandlungstag große Namen als Zeugen aufgeboten. Bettina Wulff, getrennt von ihrem Mann lebende ehemalige First Lady, soll in der kommenden Woche in den Zeugenstand.
Ex-Bundespräsident Christian Wulff ist der Vorteilsannahme angeklagt: Der Berliner Filmunternehmer David Groenewold soll im Herbst 2008 bei einem gemeinsamen München-Aufenthalt zum Oktoberfest einen Teil der Hotelkosten Wulffs übernommen haben.
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Zudem soll Groenewold ein Abendessen im Restaurant des Nobelhotels „Bayerischer Hof“ bezahlt und das Ehepaar Wulff einen Abend später ins „Käfer“-Festzelt des Oktoberfestes eingeladen haben. Mit von der Partie waren dort auch Furtwängler und Verleger Burda („Bunte“).
Was wurde im Käfer-Zelt gegessen, was getrunken?
Wie lange die Wulffs im Festzelt blieben, was sie aßen und tranken – das waren Fragen, die die Staatsanwaltschaft bei den Ermittlungen brennend interessiert hatten. Motto: Je mehr verzehrt wurde, desto größer die Korruption. Unternehmer Groenewold ist der Vorteilsgewährung angeklagt – er wollte laut Anklage Wulff mit Gefälligkeiten gewogen machen.
Wulff hatte im Prozess betont, München sei keine Lustreise gewesen: Er habe als Ministerpräsident mit Burda über Medienpolitik gesprochen – also über Dienstliches. Auch der „Tatort“ und damit Furtwängler seien für das Image Niedersachsens wichtig. Ein Teil der Reisekosten Wulffs war als Dienstreise über die Staatskanzlei in Hannover abgerechnet worden, ein anderer über die Landes-CDU.
Ob er Lust habe, mit den Wulffs aufs Oktoberfest zu gehen, habe Maria Furtwängler ihren Mann gefragt. Burda sagte zu – schließlich seien in dem Jahr auch komplizierte Verhandlungen zum Rundfunk-Staatsvertrag gelaufen. Die Ministerpräsidenten der Länder sind dabei in der Schlüsselrolle.
„Vier, fünf Sätze“ habe er mit Wulff im Festzelt zur Medienpolitik gewechselt, sagte Burda. Einen an dem Tag angeblich für 18 Uhr verabredeten Gesprächstermin im Hotel hatte Wulff laut Burda abgesagt. Burda: „Er hat gesagt, dass er das nicht schafft.“ Im Terminkalender Burdas von 2008 findet sich dieser Hotel-Termin aber laut den Ermittlungen nicht. Dort stand: Treffen mit Wulff auf dem Oktoberfest.
Der Abend auf dem Oktoberfest kostete Groenewold 3000 Euro
„Der Ministerpräsident wollte gerne die Tatort-Kommissarin kennenlernen und die Tatort-Kommissarin gern den Ministerpräsidenten“, berichtete Furtwängler, wie sie Wulff bei Dreharbeiten zum „Tatort“ in Hannover traf. In der Wohnung der Wulffs sei seinerzeit auch Groenewold gewesen.
„Bestimmt“ habe sie sich damals mit Wulff im Festzelt unterhalten, aber worüber – das wisse sie nicht mehr. Unendlich voll, stickig und dampfig sei es gewesen im Zelt. Das war‘s. Die damalige Begleiterin Groenewolds sagte als letzte Zeugin, es sein ein fröhlicher Abend gewesen. Mehr als 3000 Euro hatte Groenewold am Ende zu zahlen.
Für den 19. Dezember kündigte der Richter ein „Zwischenfazit“ an. Die Staatsanwaltschaft, die im Prozess meist schweigt, hat wenig Neues in Händen. Dass Groenewold 400 Euro von Wulffs Zimmerkosten im „Bayerischen Hof“ übernahm, war auf Wulffs Rechnung nicht ersichtlich. Wulff will dies erst Jahre später erfahren haben.
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Dass die Wulffs sich ins Hotel-Restaurant einladen ließen, ist weder durch Zeugen noch durch Dokumente bewiesen: Die Rechnung wurde zwar auf Groenewolds Zimmer gebucht. Doch weder Groenewold noch Wulff können sich an den Abend erinnern, die Kellner auch nicht. Und falls Wulff sich mit ein paar Flaschen Wasser auf Groenewolds Kosten über den „Käfer“-Abend brachte, sehen die Ankläger auch schlecht aus.
Landgericht gibt Zwischenfazit ab
Das Landgericht Hannover will am 19. Dezember ein erstes Zwischenfazit zum Verlauf des Verfahrens abgeben. Dies kündigte Richter Frank Rosenow am Ende des fünften Verhandlungstages an. Was sich konkret dahinter verbirgt, ließ er jedoch offen.
Denkbar ist nach Ansicht von Juristen „das gesamte Spektrum“: So sei eine Einstellung des Verfahrens mit einem Freispruch ebenso möglich wie eine gestraffte Fortsetzung des Prozesses oder ein Abschluss gegen eine geringe Geldauflage.