London. In London stehen die Ex-Chefin der Boulevard-Zeitung “News of the World“ Rebekah Brooks und ein einstiger Sprecher von Premier Cameron vor Gericht. Den Beschuldigten wird vorgeworfen, Beamte bestochen und Mobiltelefone von mehr als 600 Handy-Besitzern, darunter mehrere Promis, ausgespäht zu haben.

Der erste Prozess im Abhörskandal um die inzwischen eingestellte britische Boulevardzeitung "News of the World" hat am Montag in London begonnen. Unter den Angeklagten sind die frühere Chefredakteurin Rebekah Brooks und der ehemalige Pressesprecher von Premierminister David Cameron, Andrew Coulson.

Den insgesamt acht Beschuldigten wird vorgeworfen, Beamte bestochen und Mobiltelefone von mehr als 600 Handy-Besitzern ausgespäht zu haben, unter ihnen ein ermordetes Schulmädchen, der frühere Beatles-Sänger Paul McCartney und der Schauspieler Jude Law.

Prozess könnte bis zum einem halben Jahr dauern

Die 45-jährige Brooks traf unter dem Blitzlichtgewitter der Fotografen mit ihren Anwälten am Zentralen Strafgericht Old Bailey ein. Außerdem wurde sie von ihrem Mann, dem Reitlehrer Charlie Brooks begleitet, der ebenfalls zu den Angeklagten zählt. Der 45-jährige Coulson, der einst selbst als Redakteur bei "News of the World" arbeitete, kam ebenfalls mit seinen Anwälten.

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Am Montag sollen zunächst die Geschworenen ausgewählt werden. Mit dem Auftaktplädoyer der Staatsanwaltschaft wurde erst gegen Ende der Woche gerechnet. Der Prozess war zunächst auf vier Monate angesetzt worden, er könnte wegen seiner Komplexität aber ein halbes Jahr dauern.

Zeitung im Jahr 2011 geschlossen

Die Affäre um das Abhören durch Journalisten der "News of the World" führte 2011 zur Schließung der Zeitung und war ein herber Schlag für das Medienimperium von Rupert Murdoch. Brooks war eine der engsten Vertrauten des Australiers.

Sie und Coulson sollen am Abhören der Handy-Mailboxen beteiligt gewesen sein. Außerdem sollen sie von der Bestechung von Polizeibeamten gewusst haben. Beide sollen zudem versucht haben, Beweise zu vernichten. Coulson und Brooks bestreiten jede Schuld. (afp/dpa)