Düsseldorf. . „Die Beschwörung der Vergangenheit ist Ausdruck politischer Ratlosigkeit“, sagt CDU-Landtagsfraktionschef Karl-Josef Laumann. Er begrüßt die jüngste Stellungnahme des Ruhrbischofs Franz-Josef Overbeck. Dieser hatte erklärte, die Zeiten von Kohle und Stahl seien vorbei. Man habe zu spät reagiert.
Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hat mit seiner kritischen Beschreibung der Lage im Revier einen handfesten politischen Streit in Düsseldorf ausgelöst. In einem Brief an Overbeck stützt CDU-Landtagsfraktionschef Karl-Josef Laumann dessen Positionen – und greift Kritiker scharf an. Der SPD wirft Laumann vor, sich in „Ruhrgebiets-Romantik“ zu flüchten: „Wenn diese Romantik die Politik bestimmt, dann wird es gefährlich.“ Dann werde daraus „die politische Ruhrgebietslüge“, auf der sich nichts aufbauen lasse.
Laumann reagiert damit auf ein Interview des Bischofs in dieser Zeitung. Darin hatte er unter anderem gesagt, die wirtschaftliche Prägung der Region durch Kohle und Stahl sei zu Ende. Im Revier sei es versäumt worden, früh genug auf moderne Technologien zu setzen. Die aktuellen Probleme der Region bezeichnete er als „Kassensturz für eine Politik, die nicht genügend zukunfts- und zielorientiert“ war.
Geschichten und Legenden
In seinem fünfseitigen Schreiben, das dieser Zeitung vorliegt, dankt Laumann dem Ruhrbischof für seine „klaren Worte“. Vielen Politikern falle es gegenüber den Menschen an der Ruhr offenbar schwer, sich „der Wirklichkeit zu stellen und die vor uns liegenden Aufgaben anzunehmen“, heißt es in dem Schreiben.
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Statt offen über vielerorts schlechte Entwicklungen zu reden, werde die Wirklichkeit gern hinter vergangenen Geschichten und Legenden versteckt, „für die sich keiner mehr was kaufen“ könne.
Politische Ratlosigkeit
„Die Beschwörung der Vergangenheit ist Ausdruck politischer Ratlosigkeit“, so Laumann. Dabei bezieht er sich ausdrücklich auf SPD-Landtagsfraktionschef Norbert Römer, der Overbeck gewarnt hatte, nicht „die Lage schlecht zu reden“. In seine Kritik schließt Laumann Oberhausens OB Klaus Wehling (SPD) sowie Vorstandsspitze und Belegschaft der RAG ein, die den Bischof ebenfalls angegriffen hatten.
„Rätselhaft“ nennt Laumann den „Kontrast zwischen der Offenheit und Ehrlichkeit der Menschen an der Ruhr sowie der Wirklichkeitsverweigerung vieler Politiker“. Dagegen mache Overbeck den Revierbewohnern „kein X für ein U vor“. Der bischöfliche Appell, „nach vorn zu denken“ sowie seine Mahnung, nur noch zukunftsträchtige Branchen zu fördern und nicht mehr alte Strukturen zu subventionieren, sei – so Laumann – „Kern eines innovativen Ruhrgebietsprogramms“.