Ruhrgebiet. 500.000 Schweine geraten jährlich lebend und bei Bewusstsein in die Brühanlagen der Schlachthöfe. Das behauptet Bärbel Höhn, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der NRW-Grünen. Vor den Tarifverhandlungen in der Fleischindustrie fordert sie, Schlachtung im Akkord zu verbieten.

Zum Start der Verhandlungen über einen Mindestlohn in der Fleischindustrie hat die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn ein Verbot von Tierschlachtungen im Akkord gefordert. Jedes Jahr gerieten in Deutschland rund eine halbe Million Schweine lebend und bei Bewusstsein in die Brühanlagen der Schlachthöfe.

Die „Fehlbetäubungsrate“ liege bei bis zu 12,5 Prozent, sagt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen. „Wenn alle fünf Sekunden ein Schwein getötet wird, von einem Schlachter, der nur drei bis sechs Euro pro Stunde verdient, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass schlimme Fehler passieren“, erklärt Höhn.

Zahl der getöteten Tiere deutlich gestiegen

In anderen Ländern, so die frühere NRW-Landwirtschaftsministerin, seien die Standards deutlich höher. Der Transport von Schlachtvieh nach Deutschland habe dramatisch zugenommen, weil „deutsche Unternehmen zu Dumpingbedingungen arbeiten lassen“. Belgien gehe bereits dagegen vor.

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Tatsächlich ist nach Auskunft der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen die Zahl der getöteten Tiere in den letzten sechs Jahren deutlich angestiegen. Defizite bei der Tötung von Schwein, Rind und Geflügel werden durchaus eingeräumt. Insgesamt starben 2011 in deutschen Schlachthöfen rund 770 Millionen Tiere..

Tierschützer unterstützen Höhns Förderung

Der deutsche Tierschutzbund unterstützt Höhns Forderung. Er verlangt seit Jahren schon ein Ende der Akkord-Schlachtungen – und häufigere Kontrollen der Betriebe.

Grundsätzlich habe Höhn zwar recht, meint Jonas Bohl, Sprecher der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten. Ihre Forderung sei jedoch „sehr pauschal“. Außerdem komme der Vorstoß zum falschen Zeitpunkt: „Heute geht es nicht um Tierschutz, sondern um die Menschen, die in den Schlachthöfen zu Hungerlöhnen beschäftigt sind.“

Die Fleischwirtschaft schweigt

Wolfgang Vieting, Geschäftsführer der Schlachthof Bochum GmbH, erklärte, die bisherige Verfahrensweise habe sich „bewährt“. Stichprobenartig kontrollierten Tierschutzbeauftragte des Betriebs auch, ob Schwein oder Rind tatsächlich betäubt seien, bevor man sie töte.

Der Verband der Fleischwirtschaft wollte sich gestern nicht zu der Forderung Höhns äußern.