Paris. Der Sieg der rechtsextremen Front National bei einer Kantonalwahl im Süden Frankreichs hat im Regierungslager von Präsident François Hollande Beunruhigung ausgelöst. Der Erfolg der FN sei eine Abmahnung für alle, kommentierte Arbeitsminister Michel Sapin am Montag. Zuvor hatte Bildungsminister Vincent Peillon von einer “schlechten Nachricht für die Demokratie und die Republik gesprochen“.

Frankreichs regierende Sozialisten und die konservative Opposition haben sich gegenseitig die Verantwortung für den klaren Sieg eines rechtsextremen Politikers bei einer Nachwahl im Südosten des Landes zugeschoben. Regierungschef Jean-Marc Ayrault sagte am Montag in Paris, die konservative UMP habe eine "extrem große" Mitschuld am Sieg des Kandidaten der Front National (FN) bei der Kantonalswahl in Brignoles. Der Urnengang fünf Monate vor den landesweiten Kommunalwahlen in Frankreich war mit großer Aufmerksamkeit verfolgt und als wichtiger Stimmungstest gewertet worden.

Der FN-Politiker Laurent Lopez hatte am Sonntag mit 53,9 Prozent klar die Stichwahl gegen die konservative Politikerin Catherine Delzers gewonnen. Die UMP-Führung habe nichts unternommen, um Delzers zu unterstützen, sagte Regierungschef Ayrault. "Dann muss man sich nicht wundern, wenn ein Teil ihrer Wähler flüchtet" und die Front National wähle.

UMP-Chef Jean-François Copé sagte dagegen, der Ausgang der Wahl sei die Folge der "desaströsen Verwaltung" der Stadt Brignoles durch die Kommunisten in der Vergangenheit und der "katastrophalen" Arbeit der sozialistischen Regierung in Paris.

Kommunalwahlen im März, Europawahlen im Mai 2014

Ähnlich äußerte sich die konservative Ex-Ministerin Nathalie Kosciusko-Morizet, die im kommenden Jahr bei den Bürgermeisterwahlen in Paris antritt. Den Sendern RMC und BFMTV sagte sie, die Regierung von Staatchef François Hollande habe die Franzosen mit ihrer Politik "wütend" gemacht.

Der Sieg der FN bei der Kantonalswahl in Brignoles selbst hat zwar nur ein geringes politisches Gewicht, er gilt fünf Monate vor den landesweiten Kommunalwahlen im März 2014 und den Europawahlen zwei Monate später aber als wichtiges Symbol. FN-Chefin Marine Le Pen gelingt es zunehmend, ihrer Partei ein respektables Image zu geben und damit den Konservativen Stimmen abzujagen.

Einer vergangene Woche veröffentlichten Umfrage zufolge könnte die FN bei den Europawahlen sogar stärkste Kraft werden. Demnach würden 24 Prozent der Franzosen die FN wählen, 22 Prozent die UMP und 19 Prozent die Sozialisten. (afp/dpa)