Berlin/Düsseldorf. . Die Neuntklässler in Nordrhein-Westfalen haben bei einem Leistungsvergleich der Länder in Mathematik und den Naturwissenschaften nur hintere Ränge belegt. Rechnerisch müssten die Schüler hier zwei Jahre länger zur Schule gehen, um an die Leistungen des Spitzenreiters Sachsen heranzukommen.
Mathe. Physik. Chemie. Auch Biologie. Für zu viele Schüler in Nordrhein-Westfalen sind das Alptraum-Fächer. Der neue Schulleistungsvergleich der Bundesländer mit 44 600 Neuntklässlern ergab, dass Lernstand und Kenntnisse der Prüflinge aus NRW teilweise bis zu zwei Schuljahren hinter denen aus anderen Bundesländern hinterherhinken. NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann räumte erheblichen Nachholbedarf in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern ein: „Mit den Ergebnissen können wir nicht zufrieden sein. Da gibt es nichts zu beschönigen“, sagte die Ministerin.
Waren in den meisten bisherigen Leistungstests die süddeutschen Länder stets vorne, waren es diesmal die Bundesländer im Osten. In den abgefragten Fächern waren die ostdeutschen Neuntklässler durchweg leistungsstärker als die meisten ihrer westdeutschen Altersgenossen. Die von der Kultusministerkonferenz beauftragten Forscher des Berliner IQB-Instituts kommen zu dem Ergebnis: Die Leistungen der Schüler in Mathematik und Naturwissenschaften sind stark vom jeweiligen Bundesland abhängig. Und: „Sie variieren erheblich.“
Klare Sieger sind Sachsen, Thürigen und Sachsen-Anhalt
Klare Sieger sind demnach Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und – mit Abstrichen – Brandenburg. Sie liegen in allen vier Fächern klar über dem Bundesdurchschnitt. Im Westen erzielten durchgängig nur Bayern und Rheinland-Pfalz Leistungswerte, die signifikant über dem Schnitt lagen. Auf den hinteren Rängen landeten die Stadtstaaten Hamburg und Bremen sowie das Flächenland Nordrhein-Westfalen.
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CDU-Fraktionschef Karl Josef-Laumann sieht in den Bildungslücken der Schüler eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort NRW: „Wer schlecht rechnen kann, kann später auch nicht Ingenieur werden.“ Auch SPD-Schulexpertin Eva-Maria Voigt-Küppers zeigte sich enttäuscht vom Abschneiden der NRW-Schulen und verwies auf das Engagement der Landesregierung: „Im kommenden Jahr wird der Etat im Schulbereich mit 15,6 Milliarden Euro Rekordhöhe erreichen.“
Der Dortmunder Erziehungswissenschaftler Ernst Rösler wies auf ein weiteres Ergebnis der Vergleichstests hin: Die Studie belege den extrem hohen Zusammenhang von Schulerfolg und sozialer Herkunft in Deutschland. „Seit der ersten Pisa-Studie hatten durchweg alle Untersuchungen dieses Ergebnis. Das ist eine schallende Ohrfeige für unser Bildungssystem.“