München/Bonn. . Rückt die Priesterweihe für Verheiratete näher? Reformer wie Kardinal Lehmann halten das für möglich. Auch das Zentralkomitee der Katholiken wünscht die Öffnung. Prominente Stimme aus Rom bestärkt sie.
Als Robert Zollitsch, Erzbischof von Freiburg, im Jahr 2008 den Vorsitz der deutschen Bischofskonferenz übernahm, verärgerte er gleich konservative Katholiken. Der Zölibat, also die Ehelosigkeit der Priester, sei „theologisch nicht notwendig“, sagte er damals dem „Spiegel“. Bei dem Thema dürfe es keine Denkverbote geben. Das „Netzwerk katholischer Priester“ distanzierte sich umgehend, und der damalige Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller erklärte sogar per Pressemitteilung, „der Zölibat werde weder jetzt noch in Zukunft aufgehoben“.
Weil Müller, der kurz zuvor von Papst Benedikt XVI. in die römische Glaubenskongregation berufen worden war, als international angesehener Theologe galt, wurde sein Einspruch als Zeichen des Vatikans gedeutet, jede Debatte über den Zölibat zu beenden.
Auch Norbert Lammert wurde aktiv
Auch im Januar 2011 versuchte Bundestagspräsident Norbert Lammert und mit ihm einige CDU-Abgeordnete wie die damalige Bildungsministerin Annette Schavan, mit einem Brief an die deutschen Bischöfe die Diskussion um den Zölibat wieder aufleben zu lassen. Doch ihr Ruf verhallte nach einer gewissen medialen Aufmerksamkeit.
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Nun heißt der Papst Franziskus, der fern von Prunk und Eitelkeiten zum Dialog aufruft. Von ihm wird – unter Berufung auf sein Buch „Offener Geist und gläubiges Herz“ – erwartet, dass er irgendwann eine Öffnung der katholischen Kirche in dieser Frage zulässt.
Tatsächlich hat sich kürzlich der künftige Kardinalstaatssekretär, Erzbischof Pietro Parolin, vorsichtig zum Zölibat geäußert: Es sei möglich, über eine Änderung dieses Kirchengesetzes nachzudenken, sagte er. Seitdem debattiert die katholische Kirche Deutschlands wieder über die verpflichtende Ehelosigkeit der Priester.
„Ein Weg für verheiratete Diakone“
Zuspruch bekommt Parolin vom Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, und auch vom emeritierten Bonner Fundamentaltheologen und Jesuiten Hans Waldenfels. Beide sprechen sich für eine Öffnung des Priesteramts für Verheiratete aus. So plädierte Glück dafür, bewährten verheirateten Diakonen den Weg zur Priesterweihe zu eröffnen. „Mit diesem Modell könnten wir Erfahrungen sammeln“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“. Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann sagte dazu dem Magazin „Mainz Vierteljahreshefte“: „Wenn ich zum Beispiel manchen verheirateten Diakon erlebe, da gibt es ganz hervorragende Leute, da kann ich mir vorstellen, dass so jemand in einigen Jahren durchaus die Priesterweihe erhalten kann.“
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Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hingegen verteidigte die Verpflichtung katholischer Priester zu einem ehelosen Leben. Das Beispiel der evangelischen und der anglikanischen Kirche lehre, dass eine Heiratserlaubnis für Geistliche nicht automatisch den Pfarrermangel beseitige, sagte Hanke. Eine Abkehr vom Zölibat sei zwar möglich; man dürfe darin aber nicht einen „Zauberstab zur Erhöhung der Priesterdichte“ sehen.
Priestermangel ist weltweit in Problem
Für Alois Glück ist der Priestermangel hingegen in vielen Teilen der Weltkirche ein drängendes Problem, das sich auf die Feier der Eucharistie in den Gemeinden auswirke. Mit Blick auf Parolin sagte der ZdK-Präsident: „Man darf annehmen, dass er eine solche Aussage nicht ohne Kenntnis der Position des Heiligen Vaters macht.“ Für ihn seien diese Äußerungen ein Signal, dass solche Fragen nun in Rom „nicht mehr tabuisiert werden“.
Der ZdK-Präsident regte eine grundlegende Debatte an. Der Zölibat habe seinen besonderen Wert. Aber in vielen Teilen der Weltkirche, nicht nur in Deutschland, werde wegen der Situation in der Seelsorge seit Langem darüber gesprochen, dass der Zölibat nicht mehr zwingende Voraussetzung für die Priesterweihe sein sollte. Dennoch erwartet Glück keine raschen Entscheidungen. Über diese Frage könne nur auf Ebene der Weltkirche entschieden werden.