Essen. Entgegen der Ergebnisse der etablierten Demoskopen glaubt das Meinungsforschungsinstitut INSA, das die Alternative für Deutschland (AfD) die Fünf-Prozent-Hürde schafft. Schwarz-Gelb wäre demnach ohne eigene Mehrheit. Auch im SPD-Stammland NRW liegt die CDU deutlich vorn.
Drei Tage vor der Bundestagswahl hat die euro-feindliche Partei Alternative für Deutschland (AfD) in einer Umfrage erstmals fünf Prozent erreicht. Der am Donnerstag veröffentlichten Erhebung des Meinungsforschungsinstituts INSA zufolge käme die Partei damit in den Bundestag. Schwarz-Gelb liegt demnach mit insgesamt 44 Prozent hinter den Oppositionsparteien, die zusammen auf 45 Prozent kommen. CDU/CSU erreichen 38 Prozent, die FDP sechs. Die SPD käme auf 28, die Grünen auf acht und die Linke auf neun Prozent. Die Piratenpartei zöge mit zwei Prozent nicht in den Bundestag ein.
Das Institut befragte nach eigenen Angaben 2248 Wahlberechtigte in der Zeit vom vergangenen Sonntag bis Mittwoch, also nach der Bayern-Wahl, bei der die FDP den Wiedereinzug in den Landtag verpasste. INSA arbeitet unter anderem auch im Auftrag der "Bild"-Zeitung. Institutschef Hermann Binkert sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die meisten potenziellen AfD-Anhänger kämen aus dem Lager der Nichtwähler und der Wähler "sonstiger Parteien". Die vermeintlichen "Protestwähler" machen demnach 41 Prozent des AfD-Lagers aus.
Die meisten Wechsel-Wähler für die AfD von der FDP
Die meisten Wähler - 22 Prozent - ziehe die AfD von der FDP ab, sagte Binkert. Danach folgt die CDU mit 16 Prozent. Auf dem dritten Platz rangiert überraschend die Linke mit neun Prozent. Binkert erklärt dies damit, dass die Linke wie die AfD eurokritisch sei. Sechs Prozent kommen seinen Angaben zufolge von der SPD, drei Prozent von den Grünen, und weitere drei Prozent sind Erstwähler. 13 Prozent kommen von den "sonstigen Parteien" und 28 Prozent aus dem Lager der Nichtwählern.
Die INSA-Umfrage bestätigt mit Ausnahme des Werts für die AfD den bundesweiten Trend anderer Institute. Demnach hat Schwarz-Gelb derzeit keine eigene Mehrheit. Die von SPD und Grünen angestrebte Koalition ist von einer eigenen Mehrheit weit entfernt und könnte nur zusammen mit der Linken regieren, was beide Parteien aber ausgeschlossen haben. Entsprechend wäre rechnerisch nur ein schwarz-grünes Bündnis und eine große Koalition möglich. Die etablierten Meinungsforschungsinstitute sehen die AfD deutlich unter fünf Prozent.
CDU im SPD-Stammland mit deutlichem Abstand vorn
Im SPD-Stammland Nordrhein-Westfalen wiederum liegt einer neuen Umfrage zufolge die CDU kurz vor der Bundestagswahl deutlich vor den Sozialdemokraten. Nach Angaben des des Instituts YouGov, das die Zahlen im Auftrag des Sat.1 Regionalprogramms NRW erhoben hat, würden derzeit 39 Prozent der Wahlberechtigten in NRW bei der Bundestagswahl CDU wählen. Die SPD käme auf 33 Prozent, die Grünen auf 11 Prozent und die FDP auf 5 Prozent. Die Linke liegt demnach bei 4 Prozent, die AfD bei 3 und die Piraten bei 2 Prozent.
Bei der Frage nach Wunsch-Koalitionen liegt ein rot-grünes Bündnis im Bundestag mit 25 Prozent knapp vor einer großen Koalition (23) und einer Fortführung der bisherigen Koalition aus CDU und FDP (21).
Wenn zeitgleich mit dem Bundestag auch der nordrhein-westfälische Landtag neu gewählt würde, bliebe die SPD zwar stärkste Partei, käme aber nur noch auf 38 Prozent. Bei einer Umfrage im April lag die SPD noch bei 42 Prozent. Die CDU würde sich mit 35 Prozent (+4) deutlich steigern. Die Grünen lägen bei 11 Prozent (-1). Die FDP würde mit 4 Prozent (-2) nicht mehr in den Landtag einziehen und wäre damit gleich stark wie die Linke, die ebenfalls auf 4 Prozent käme (+1). Die Piraten wären mit 2 Prozent ebenfalls nicht mehr im Landtag vertreten.
Für die aktuelle Studie wurden von YouGov insgesamt 1051 wahlberechtigte Bürger in NRW im Zeitraum 5. bis 16. September befragt. (dpa/afp)