Washington. . Die Entscheidung der US-Notenbank, ganz ohne Änderung an ihrer ultralockeren Geldpolitik festzuhalten, hat für Erstaunen gesorgt. Viele hatten mit dem Einstieg in den Ausstieg aus dem Billiggeld gerechnet. Doch die Fed hält die Zeit nicht für reif.
Die US-Notenbank Fed setzt zur Überraschung vieler Experten ihre milliardenschweren Anleihekäufe unvermindert fort. Vor einer Entscheidung für einen Kurswechsel der ultralockeren Geldpolitik müsse es mehr Beweise geben, dass die Erholung der US-Konjunktur und des Arbeitsmarktes tatsächlich stabil sei, teilte die Federal Reserve am Mittwoch in Washington mit. Als ein Grund für die Ungewissheit wurden die Ausgabenkürzungen im Staatshaushalt genannt. Die Ankündigung der zunächst ungebremsten Geldschwemme wurde an den Aktienmärkten euphorisch aufgenommen.
Die Fed erwirbt derzeit monatlich für 85 Milliarden Dollar (rund 64 Mrd Euro) langfristige Staatsanleihen und Immobilienpapiere, um die Konjunktur mit Niedrigzinsen anzukurbeln.
Seit Monaten schon hält die Frage, wann die Fed auf einen weniger expansiven geldpolitischen Kurs umschwenkt, die vom Billiggeld abhängigen Finanzmärkte in Atem. Der Offenmarktausschuss der Fed musste in seiner zweitägigen Sitzung entscheiden, ob er an dieser Politik festhalten will. Fachleute hatten mit einer vorsichtigen Reduzierung der Anleihenkäufe gerechnet. Dafür ist die Zeit aber nach Ansicht der Mehrheit der Notenbank-Gouverneure noch nicht reif. Ein Grund könnte auch der erneut drohende politische Streit über die Schuldengrenze der USA sein.
Leitzins bleibt auf historischem Niedrigstand
"Wir werden den ersten Schritt an einem gewissen Punkt unternehmen, möglicherweise später in diesem Jahr", sagte der scheidende Fed-Chef Ben Bernanke. Er hatte im Frühjahr angekündigt, dass die Anleihekäufe bis Mitte 2014 komplett eingestellt werden könnten, wenn die bisherigen Konjunkturprognosen Bestand haben. Es gebe aber keine "magische Zahl", an der die Eintscheidung dafür festgemacht werde.
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Der Leitzins bleibt wie von Ökonomen erwartet auf dem historischen Niedrigstand zwischen 0 und 0,25 Prozent. Auf diesem Rekordtief liegt er seit Ende 2008, als die schwere Finanzkrise begann. Der faktische Nullzins sei angemessen, solange die US-Arbeitslosenquote höher sei als 6,5 Prozent, heißt es in der Fed-Mitteilung. Derzeit liegt sie bei 7,3 Prozent. Die Zinspolitik wurde Ende 2012 an die Arbeitslosenquote gekoppelt.
Zugleich senkte die Fed ihren Wirtschaftsausblick: Für dieses Jahr rechnet die Zentralbank nur noch mit einem Wachstum zwischen 2,0 und 2,3 Prozent. Vor drei Monaten war sie noch von 2,3 bis 2,6 Prozent ausgegangen. Auch für 2014 und 2015 korrigierte sie ihre Aussichten ein wenig nach unten. Erstmals legte die Fed eine Wachstumsschätzung für 2016 vor. Diese liegt bei 2,5 bis 3,3 Prozent.
Bei der Vorhersage für die Arbeitslosenquote machte die Fed nur geringe Änderungen. In diesem Jahr soll sie bei 7,1 bis 7,3 Prozent liegen und im kommenden Jahr zwischen 6,4 und 6,8 Prozent. Für 2015 rechnen die Notenbanker dann mit einer Erwerbslosenquote zwischen 5,9 und 6,2 Prozent. 2016 soll sie dann auf 5,4 bis 5,9 Prozent sinken. Die Inflation bleibe fast die gesamte Zeit unter dem Ziel der Fed von 2,0 Prozent.
Die Aktienmärkte reagierten euphorisch auf de Fed-Ankündigung. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial spran bei 15.664 Punkten auf ein Rekordhoch. Seinen bisher höchsten Stand hatte der weltweit bekannteste Aktienindex am 2. August bei 15.658 Punkten erreicht. (dpa)