Washington/Damaskus. . Washington und London sind zu einem Militäreinsatz in Syrien entschlossen. Unklar ist, wie der Angriff aussehen könnte und wann er beginnt. Amerikanische Medien spekulieren, dass ein Einsatz der US-Armee nicht länger als zwei Tage dauern würde - Experten halten das jedoch für Augenwischerei.

Während sich in Syrien Regierung und Rebellen gegenseitig die Schuld für den verheerenden Giftgas-Angriff mit hunderten Toten zuschieben, rüstet sich der Westen für einen militärischen Einsatz gegen das Regime von Präsident Baschir al-Assad. Vor allem Washington und London treiben die Vorbereitungen voran, auch Frankreich will mitmachen.

Die syrische Führung hält dagegen: „Wir werden uns verteidigen mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen“, sagte Außenminister Walid al-Muallim. Die Antwort würde die Welt „überraschen“.

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Die entscheidenden Fragen sind nun: Wann schlagen die westlichen Streitkräfte zu? Und vor allem: Wie sieht der Einsatz aus?

Die Zeitfrage

Klar dürfte sein, dass die USA und ihre Verbündeten so lange warten, bis die Inspekteure der Vereinten Nationen, die die Hintergründe des Giftgas-Massakers untersuchen sollen, Syrien verlassen haben. Dies könnte am Wochenende der Fall sein. In London will Premierminister David Cameron am Donnerstag im Unterhaus über einen Einsatz abstimmen lassen. Im Fall USA besteht nach dem betont entschlossenen Auftritt von Außenminister John Kerry kein Zweifel an der Bereitschaft zu einem baldigen Eingreifen.

Die Optionen

Ein Einsatz der US-Armee werde wahrscheinlich nicht länger als zwei Tage dauern, spekulierte bereits die „Washington Post“. Und laut „New York Times“ ist ein Angriff auf militärische Ziele in Syrien mit Marschflugkörpern denkbar, die von US-Kriegsschiffen im Mittelmeer abgefeuert werden könnten.

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Tatsache ist jedoch: Bislang ist weitgehend unklar, wie die militärische Reaktion des Westens aussehen soll. Ausgeschlossen ist allein, dass der Angriff mit Bodentruppen geführt wird.

Spekulation von einem auf wenige Tage reduzierten Einsatz von Marschflugkörpern auf militärische Einrichtungen in und um Damaskus halten US-Experten für Augenwischerei. „Es ist höchst unwahrscheinlich, dass eine Intervention so präzise geführt werden kann, ohne dass US-Militär tiefer in den syrischen Bürgerkrieg hineingezogen wird“, so Micah Zecoh, Experte vom „Council on Foreign Relations“ in Washington.

Luftangriffe, die die Giftgas-Depots der Assad-Armee rückstandslos beseitigen, auf dass die tödlichen Gase nicht erneut zum Einsatz kommen können, haben hohe US-Militärs zuletzt als „undurchführbar“ bezeichnet – nicht zuletzt wegen der großen Gefahr von Kollateralschäden.

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Experten in Washingtoner Militärzirkeln erwarten darum, dass ein Militärschlag neben technischer Infrastruktur (Flugzeuge, Abwehrstellungen) vor allem die rund um Damaskus stationierten Elite-Einheiten Assads ins Visier nimmt. „Damit würde Amerika Assad gezielt schwächen und womöglich die Kräfteverhältnisse im Bürgerkrieg verändern“, schreibt das Fach-Magazin Foreign Policy.

Die Risiken

Kritische Stimmen im US-Kongress warnen vor den Konsequenzen, „wenn Raketen ihre Ziele verfehlen oder Zivilisten töten, wenn Damaskus dann erst recht zu Giftgas-Einsätzen in großem Stil greift, wenn Nachbarländer wie die Türkei oder Jordanien angegriffen werden oder Assads Schutzmächte Russland und Iran Syrien mit noch mehr Militärhilfe versorgen, wenn Terror-Netzwerke weltweit Nebenkriegsschauplätze eröffnen“. Die Risiken von begrenzten Raketen-Angriffen, so der prinzipielle Befürworter einer gewaltsamen Aktion gegen Assad, Senator Bob Corker, „müssten darum sehr genau abgewogen werden“.