Essen. Der Skandal um Pädophilie im grünen Parteiprogramm der 1980er Jahre zieht immer größere Kreise. Die Diskussion um den Stellenwert der aus heutiger Sicht eindeutig abzulehnenden Ideologie bleibt dabei einseitig - von Seiten der ehemaligen „Kinderschwärmer“ ist keine Stellungnahme zu hören.
Die Grünen sind keine Partei von Pädophilen und Kinderschändern. Aber Pädokriminelle, die Sex mit Kindern praktizierten und legalisieren wollten, waren in ihrer Mitte. Oder auch Mütter und Väter, die alles Bürgerliche verachteten und glaubten, sexueller Kontakt mit Kindern sei revolutionär. Ob sich aus dem Handeln von damals ein Schuldbewusstsein entwickelt hat, weiß niemand. Die Revolutionäre von einst schweigen.
Doch das Schweigen der Parteispitze, die sich lediglich zu einem „wir sind bestürzt“-Kommentar veranlasst sah und auf eine Aufklärungsstudie verweist, stößt auf Kritik. „Die haben etwas zu verbergen. Die, die damals von Sex mit Kindern schwärmten, sind heute an der Macht“, sagt Norbert Denef, Vorsitzender des bundesweit größten Netzwerks Betroffener sexualisierter Gewalt (NetzwerkB).
Empathie nur für Opfer der anderen
Sind diese Leute so mächtig, dass sie gar einen kritischen Artikel über Grüne und Pädophilie in der taz verhindern konnten? Die Spitzengarde um Jürgen Trittin und Claudia Roth hätte aus der Feder von taz-Autor Christian Füller unter anderem Folgendes lesen können: „Pädophilie aber war keine Nebensache bei den Grünen, sondern in der Ideologie angelegt“, „Empathie gibt es bei den Grünen nur für Opfer der anderen“, „Jürgen Trittin (...) weicht jedem Vergleich mit der katholischen Kirche aus. Das ist insofern richtig, als die katholische Kirche anders aufklärt als die Grünen - besser und gründlicher“.
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Den immer wieder von der Parteispitze bemühten Eindruck, es habe sich bei den „Kinderschwärmern“ nur um einzelne Verirrte gehandelt, können die Grünen nicht aufrecht halten. Denn inzwischen liegen Aussagen darüber vor, was in den 1980er Jahren wirklich passierte, in Wohngemeinschaften, in Grünen-Jugendcamps oder in Kinderläden. Betroffene, die als Kinder in einer Kommune in Kamp-Lintfort lebten, berichten von jahrelangem Missbrauch durch einen Grünen-Landespolitiker.
Sex mit Kindern für fortschrittlich gehalten
Die, die sich trauen, ihr Schweigen zu brechen, liefern ein erschütterndes Bild. So wie die Schriftstellerin Sophie Dannenberg. Pädophilie habe in den 68er Kreisen als eine Spielart der Sexualität gegolten. In ihrem Buch „Das bleiche Herz der Revolution“ beschreibt sie das Klima in links-alternativen Familien, die ihre Kinder in Kinderläden schickten. „Unsere Eltern taten das nicht, weil sie pädophil waren. Sie taten es, weil sie Sex mit Kindern für fortschrittlich hielten, weil sie dachten, dass Scham und Hemmung bourgeois seien“, lässt sich Dannenberg zitieren.
Die Alternative Liste in Berlin verteidigte Pädophilie gar in einer eigenen Broschüre. „Ein Herz für Sittenstrolche“ gilt in pädophilen Kreisen immer noch als gelungenes Werk. Die Liste, die die Verstrickung der Grünen aufzeigt und die Behauptung von der Einzeltäterschaft widerlegt, wird immer länger.
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Europa-Politiker Daniel Cohn-Bendit, der in seinem Buch „Der große Basar“ von der Erotik der Kinder schwärmte, brachte den Stein ins Rollen. Zu erwähnen sind die Stadtindianer. Sie gaben sich als Kinderrechtler. Ihre Forderung, Sex mit Kindern zu legalisieren, wurde in NRW ins Wahlprogramm aufgenommen. Kaum Beachtung findet dagegen Dieter F. Ullmann, der in den 1980ern bei der Alternativen Liste in Berlin für Demokratie und Umweltschutz zuständig war. Obwohl Ullmann mehrfach wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt war, koordinierte er die Grüne Bundesarbeitsgemeinschaft Schwule, Päderasten und Transsexuelle.
Sie machen sich lustig
Norbert Denef (NetzwerkB), als Kind jahrelang von einem Priester missbraucht und vom Bistum Magdeburg mit 25.000 Euro entschädigt, scheiterte im vergangenen Jahr bei einem Versuch, beim Bundesparteitag der Grünen für die Aufhebung der Verjährungsfrist bei sexuellem Missbrauch von Kindern zu werben. „Das wollte niemand hören. Mir wurde kein Rederecht erteilt“, sagt Denef. Diese Verjährungsfrist spiele allen Tätern in die Karten. „Die Opfer haben nach all’ den Jahren keine Beweise. Und wenn sie den Mund aufmachen, werden sie mit Verleumdungsklagen überzogen. Das hält niemand aus.“ Die Grünen verhielten sich schlimmer als die katholische Kirche. Immerhin habe die Kirche ihr eigenes Versagen eingestanden und die Opfer um Entschuldigung gebeten, eine Hotline eingerichtet. Aber die Grünen?
Die sonst so aufmüpfige taz hätte es auf den Punkt gebracht, wäre der Grünen-kritische Artikel erschienen: „Denn anders als Erzbischof Zollitsch weigert sich der grüne Bischof Trittin eine Anlaufstelle für Opfer grüner Täter einzurichten. Darum schert sich bei den Grünen niemand, mehr noch, man macht sich lustig.“