Wiesbaden. Das Thema Sexbeziehungen zwischen Kindern und Erwachsenen wurde bisher vor allem mit den Grünen in den 1980er Jahren in Verbindung gebracht. Nun erreicht es die FDP Hessen - Dagmar Döring legt dort ihre Bundestagskandidatur nieder. Sie hatte vor mehr als 30 Jahren einen Beitrag dazu geschrieben.
Als Reaktion auf einen vor über 30 Jahren veröffentlichten Aufsatz über Pädophilie hat eine hessische FDP-Politikerin ihre Kandidatur zur Bundestagswahl zurückgezogen. Die Landesvorsitzende der Liberalen Frauen Hessen, Dagmar Döring (53), bezeichnete ihre einstigen Äußerungen über vermeintlich einvernehmliche Sexualbeziehungen zwischen Kindern und Erwachsenen als aus heutiger Sicht "völlig inakzeptabel". Sie distanziere sich von früheren Schriften und Aktionen "in aller Deutlichkeit" und nannte ihre früheren Gedanken "peinlich".
Im Jahr 1980 sei ein Buch mit einem Aufsatz von ihr dazu erschienen, teilte die FDP-Politikerin am Samstag mit. Dieser sei nun im Zusammenhang mit einem Forschungsprojekt in den Fokus gerückt. Bei dem Projekt geht es um den Einfluss von Pädophilie-Befürwortern in der Anfangszeit der Grünen. Hessens FDP-Chef Jörg-Uwe Hahn und Wirtschaftsminister Florian Rentsch, der auch Wiesbadener FDP-Kreisvorsitzender ist, erklärten, sie nähmen die Entscheidung mit Respekt zur Kenntnis.
"Aus heutiger Sicht völlig inakzeptabel und ein großer Fehler"
"Meine Sichtweisen und politischen Aktivitäten in entsprechenden Organisationen sind aus heutiger Sicht völlig inakzeptabel und ein großer Fehler gewesen", erklärte Döring. "Ich distanziere mich in aller Deutlichkeit von allen Schriften und politischen Aktionen aus diesem frühen Kapitel meines Lebens und weise darauf hin, dass ich mir nichts habe zuschulden kommen lassen."
Sie lege die Kandidatur für einen Wiesbadener Wahlkreis nieder, um Schaden von ihrer Familie und ihrer Partei abzuwenden. Die gebürtige Münchnerin war erst 2007 in die FDP eingetreten. Seit 2012 ist sie Landeschefin der Liberalen Frauen in Hessen. Sie gehört auch als kooptiertes Mitglied zum FDP-Landesvorstand.
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Positionen konnten sich bei den Grünen nicht durchsetzen
Seit mehreren Monaten wird über die Haltung der Grünen zu Sexualbeziehungen zwischen Kindern und Erwachsenen debattiert. In einer Bundesarbeitsgemeinschaft der Grünen, die in den 1980er Jahren für die Rechte von Schwulen eintrat ("BAG SchwuP"), engagierten sich auch Aktivisten für Pädophilie. Sie bestanden darauf, dass es einvernehmlichen Sex mit Kindern gebe und forderten dafür Straffreiheit. Die Positionen konnten sich bei den Grünen aber nicht durchsetzen.
CDU und CSU warfen den Grünen mangelnde Aufklärungsbereitschaft beim Thema Pädophilie vor. "Die Weigerung der Grünen, eine Anlaufstelle für die Missbrauchsopfer einzurichten, unterstreicht den mangelnden Willen der Grünen, echte Aufklärung zu betreiben", sagte CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt der "Welt" (Montag) . Ähnlich äußerte sich der stellvertretende CDU-Vorsitzende Armin Laschet in dem Blatt. (dpa)