Berlin. Jeder vierte Schüler oder Student mit Migrationshintergrund fühlt sich in Deutschland benachteiligt. Nach einer Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes klagen auch Menschen mit Behinderung oder Homosexuelle über Beleidigungen oder Ausgrenzung. Die negativen Erfahrungen wirken sich auf die Leistung aus.

An Schulen und Universitäten gehört Diskriminierung einer Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zufolge zum Alltag. Nach dem 450-seitigen Ergebnisbericht, aus dem das ARD-Hauptstadtstudio am Montag vorab zitierte, fühlt sich jeder vierte Schüler oder Student mit Migrationshintergrund diskriminiert. Sechs Prozent der Befragten mit einer Behinderung gaben an, benachteiligt, ausgegrenzt oder gemobbt worden zu sein. Auch homosexuelle Schüler berichteten von Beleidigungen.

Auch im Verhältnis von Lehrern und Schülern sind Diskriminierungen der Studie zufolge alltäglich. Demnach wirken sich die Erfahrungen auch negativ auf Leistung und Arbeitsmotivation aus.

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Nicht zuletzt erlebten Eltern behinderter Kinder oder Eltern mit Migrationshintergrund erschwerte Bedingungen etwa bei der Einschulung oder der Aufnahme ihrer Kinder in integrative Einrichtungen. Der Bericht sollte am Dienstag dem Bundestag vorgelegt werden.

Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Christine Lüders, erklärte, Deutschland könne es sich "langfristig nicht leisten", ganze Gruppen von Schülern nicht chancengerecht am Bildungserfolg "teilhaben zu lassen". Sie forderte die Einrichtung unabhängiger Stellen für Schulen und Hochschulen, die Betroffenen rasche Hilfe anbieten.

Chancengleichheit als Ziel

Eingeflossen in den Bericht sind auch positive Beispiele aus den Bundesländern, so die nachträgliche Anonymisierung der Bewerbungsunterlagen, die bei der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit eingehen. Die NRW-Bundesagentur konnte allein mit dieser Aktion erreichen, dass die Zahl der Bewerber mit ausländischer Herkunft um 35 Prozent gestiegen ist.

Auch einige Schulen im Ruhrgebiet und in NRW werden lobend erwähnt, so die Erich-Kästner-Realschule in Gladbeck. Ziel ist dort die Chancengleichheit von Kindern mit Migrationshintergrund oder aus sozial schwachen Elternhäusern. Um die individuelle Förderung zu gewährleisten, sind stets zwei Lehrer im Unterricht anwesend. Bis zur 9. Klasse bleibt niemand sitzen. (Mit Material von afp)