Düsseldorf. . Evangelische Kirche zahlt bis zu 5000 Euro als „Anerkennung des Leids“ an Opfer sexuellen Missbrauchs, wenn der Täter bei der Kirche beschäftigt war. Zudem werden im Einzelfall auch weitere Kosten, etwa für Therapien, übernommen. An einer ähnlichen Regelung für den Umgang mit Opfern ehrenamtlicher Kirchenbeschäftigter wird noch gearbeitet. Neu gewählter Präses Manfred Rekowski zog 100-Tage-Bilanz und appellierte an die Politik, die Finanzlage der Kommunen im Blick zu behalten.

Die Evangelische Kirche im Rheinland zahlt Opfern sexuellen Missbrauchs durch Kirchenmitarbeiter bis zu 5000 Euro. Von Wiedergutmachung oder Entschädigung könne dabei keine Rede sein, sagte die Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland (Ekir), Petra Bosse-Huber, gestern in Düsseldorf. Dennoch wolle man mit der Zahlung „zum Ausdruck bringen, dass wir das Leid der Betroffenen wahrnehmen und anerkennen“. Im Einzelfall würden zudem auch zusätzliche Kosten übernommen, etwa für Therapien und Beratungen, sagte Bosse-Huber.

Die katholische Kirche hatte sich bundesweit bereits Mitte 2011 zu einem ähnlichen Schritt durchgerungen. Die rheinische Kirche verweist auf zeitintensive Beratungen auf Ebene der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Dort habe man sich nun auf entsprechende Grundsätze geeinigt. 46 Menschen hätten sich in den vergangenen zwei Jahren bei der rheinischen Kirche gemeldet und von Missbrauchsfällen berichtet. Zwölf von ihnen hätten ehrenamtliche Mitarbeiter der Kirche beschuldigt – in diesen Fällen greift die nun beschlossene Regelung noch nicht, räumte Bosse-Huber ein. „Daran arbeiten wir noch.“

100-Tage-Bilanz von Präses Rekowski

Gemeinsam mit Bosse-Huber zog der am Montag exakt vor 100 Tagen neu gewählte Präses Manfred Rekowski eine erste, durchweg positive Bilanz seiner Amtszeit. So sprach er nach den teils turbulenten Diskussionen auf der Synode im Januar am Montag von einer „gelingenden Vertrauensbildung“ zwischen der Kirchenleitung und den Kirchenparlamentariern. Allerdings stimmte er die zweitgrößte deutsche Landeskirche auf weiteren Veränderungsbedarf ein: Die Kirche müsse „ihre Handlungsfähigkeit sichern“.

Vizepräses Petra Bosse-Huber.
Vizepräses Petra Bosse-Huber.

Mit Blick auf weiter sinkende Zahlen bei Mitgliedern und Kirchensteuerzahlungen gehe es mittelfristig darum, eine Kirche zu schaffen, „die ihre Aufgaben unabhängig von ihrer Größe und ihrer Finanzkraft ausüben kann“. Was dies konkret bedeutet, müsse nun erarbeitet werden, so Rekowski.

Zum Thema Staatsleistungen "gesprächsbereit"

Mit Blick auf die Politik ermahnte er, die finanzielle Situation in den Kommunen im Blick zu behalten. „Das Geld, das für die Daseinsvorsorge vor Ort, für Schulen, Sport- oder Kulturangebote zur Verfügung steht, reicht nicht aus.“ Statt eines Steuersenkungs-Wettlaufs wünsche er sich eine Debatte um Umverteilungen – und gegebenenfalls auch Steuererhöhungen. „Da wünsche ich mir eine gewisse Unruhe im Wahlkampf“, sagte Rekowski.

Gesprächsbereit zeigte sich der neue Präses beim umstrittenen Thema Staatsleistungen. In diesem Jahr werde die rheinische Kirche insgesamt 9,6 Millionen Euro erhalten – aufgrund der Gesetze, die die Kirchen für Enteignungen im 19. Jahrhundert entschädigen sollen. Die Kirche werde sich Gesprächen über eine Ablösung dieser Zahlungen nicht verschließen, „aber der Ball liegt im Feld der Politik“, sagte Rekowski. Es gebe einen „verfassungsmäßigen Auftrag“, die Ablösung dieser Zahlungen zu regeln - „aber an den ist bisher noch niemand herangegangen“. Als „Dauerthema, bei dem viele mitreden, aber wenig Sachkenntnis vorhanden ist“, ist das Thema Staatsleistungen aus Sicht des Präses jedoch „wenig glücklich“. Er plädiert „für eine Enquete-Kommission, wo man hinter verschlossenen Türen in Ruhe reden kann“. Dafür sei jedoch ein einheitliches Vorgehen auf Ebene der EKD und in der Ökumene nötig. „Und ich habe den Eindruck, da gehen wir noch nicht alle im Gleichschritt“, so Rekowski.