Düsseldorf. Generell haben sie natürlich nichts gegen Windkraft. Trotzdem kritisieren Naturschützer das Vorhaben der Landesregierung, in Wäldern tausende neue Windräder aufzustellen. Die Umweltschützer sehen dadurch die Artenvielfalt bedroht. Der Konflikt stellt die Organisation vor eine Zerreißprobe.
Ausgerechnet der Ausbau der Erneuerbaren Energien wird für Naturschützer in NRW zum Störfaktor. Sie sehen durch die Energiewende mit dem geplanten Zuwachs bei der Windkraft die Artenvielfalt bedroht. Die Absicht von Umweltminister Johannes Remmel (Grüne), in Wäldern tausende neue Windräder zu bauen, ruft im Naturschutzbund (NABU) viele Kritiker auf den Plan. „Das ist ein Riesenspagat für uns“, sagt Landeschef Josef Tumbrinck, „ich hoffe nicht, dass es uns zerreißt.“
Grundsätzlich verschließt sich auch der NABU dem Vorhaben der Landesregierung nicht, etwa Nadelwälder verstärkt für die Windkraft-Gewinnung zu öffnen. Beim Bau neuer und leistungsstärkerer Anlagen – dem „Repowering“ – müsse aber mehr Rücksicht auf den Artenschutz genommen werden. Schon seit einigen Jahren seien sogar „Allerweltsarten“ wie Feldlerche oder Kiebietz massiv bedroht.
Windkraft als Eingriff in Natur und Heimat
Viele Mitglieder, so Tumbrinck, sähen in der Windkraft einen Eingriff in die Natur und ihre Heimat. Da Ausbau und Standortsuche aber Sache einer jeden Kommune seien, entspreche die Planung vor Ort im Ergebnis häufig „Kraut und Rüben“.
Er warf der Landesregierung vor, die gesamte Steuerung der Energiewende nicht bei der Regionalplanung belassen zu haben, wo es mehr Fachkompetenz gebe. „Auch untereinander stimmen sich die Kommunen meist nicht ab“, sagte er. Dass öffne einer „mangelhaften und interessengeleiteten“ Planung Tür und Tor.
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Remmel schätzt das Potenzial von Windenergie in NRW auf bis zu 71 Terawattstunden Strom pro Jahr. Das ist mehr als doppelt so viel, wie alle privaten Haushalte an Rhein und Ruhr verbrauchen. Um dies auszuschöpfen, müsse die Zahl der rund 2900 Windanlagen in NRW verdoppelt werden, sagte er bei der Vorstellung einer Studie vor einigen Monaten. Demnach versprechen Wälder in den Regierungsbezirken Arnsberg und Köln die größte Windausbeute – vor allem auch auf Flächen, die der Sturm „Kyrill“ verwüstet hat.
Naturschützer spüren Gegenwind
Aber auch die Naturschützer spüren Gegenwind. Bei einer Anhörung im Landtag hatte der Landesverband für Erneuerbare Energien vor übertriebenem Artenschutz gewarnt: „Wir sollten die Kirche im Dorf lassen.“ Der Verband sprach sich dafür aus, Windkraftflächen auch in Vogel- und Landschaftsschutzgebieten auszuweisen, weil ansonsten nicht genug Windzonen zur Verfügung stünden.
Rückenwind und Hilfe für den Artenschutz erhofft sich der NABU von einem neuen Leitfaden, der derzeit in Remmels Haus für die Planung und Genehmigung von Windkraftanlagen erarbeitet werde. Als positiv strich Tumbrinck heraus, dass Rot-Grün den Naturschutzetat in diesem Jahr auf 36 Millionen Euro verdoppelt habe.