Düsseldorf. Die CDU in Nordrhein-Westfalen stemmt sich nach der 26-Prozent-Pleite von 2012 mühsam wieder auf. Die Wähler hatten den Landesverband gedemütigt. Der Wiederaufbau läuft. Rückenwind soll die Bundestagswahl geben. Angela Merkel schaut im Wahlkampf häufiger vorbei.

Der Patient erholt sich. Gut ein Jahr nach dem schmerzhaften Sturz kommt die nordrhein-westfälische CDU wieder auf die Füße. Bei der Bundestagswahl will der größte CDU-Landesverband Nummer eins in NRW werden und einen ordentlichen Beitrag zu einem guten Bundesergebnis beisteuern. "Wir sind ein selbstbewusster Landesverband", betont Parteichef Armin Laschet. Noch vor kurzem wäre die Aussage wohl niemandem über die Lippen gekommen. Da herrschte tiefer Frust. Die stolze NRW-CDU war bei der Landtagswahl im Mai 2012 mit historisch niedrigen 26,3 Prozent gedemütigt worden.

Der damalige Parteivorsitzende Norbert Röttgen nahm seinen Hut - und Laschet vor einem Jahr die Herkulesaufgabe Neustart an. Der Verband mit 143 300 Mitgliedern sei nach genauer Fehleranalyse und laufendem Reformprozess wieder stabil, glaubt Laschet.

Merkel-Sieg bei Bundestagswahl könnte Laschet helfen

"Ich sehe die NRW-CDU nach diesem doch sehr drastischen Crash noch in der Reha", sagt Politikwissenschaftler Professor Ulrich von Alemann. Er geht zwar von einem soliden Ergebnis für die CDU in NRW im September aus. Aber: Schaffe man ein ähnliches Ergebnis wie die CDU bundesweit, wäre das der Bundesvorsitzenden Angela Merkel zuzuschreiben. Ein "Merkel-Bonus" also. "Es wird Grund zum Aufatmen für die NRW-CDU geben, man wird sich auch einreden, es ginge wieder nach oben. Aber der landesweite Aufbruch wird es noch nicht werden."

Parteienforscher Professor Karl-Rudolf Korte sieht die CDU in NRW noch "im Wartestand". Unbeantwortet bleibe etwa: "Was soll das Alleinstellungsmerkmal zukünftig sein? Welche Kompetenz wird ausschließlich mit der Union in NRW verbunden?" Landespolitik werde bei der Bundestagswahl zwar keine Rolle spielen. Es könne aber Auftrieb für die Spitze um Laschet geben, wenn die NRW-CDU sichtbar am Wahlsieg von Kanzlerin Merkel beteiligt wäre.

Das L-Tandem kommt nicht gegen Kraft an

Laschets Dramaturgie für den Wiederaufstieg: Auf den "Frühling der neuen Ideen" folgt der "Sommer des Zuhörens". Soll heißen: Er geht auf Tour, klappert die Parteibasis ab, spricht mit Wirtschaft, Verbänden, Familien - immer mit der Frage im Gepäck: "Was erwartet Ihr von der NRW-CDU?" Ein neues Grundsatzprogramm wird entwickelt.

An der Schlagkraft sei noch zu arbeiten, meinen einige. Das L-Tandem - Laschet als Parteichef, Karl-Josef Laumann an der Spitze der Landtagsfraktion - habe NRW-Regierungschefin Hannelore Kraft (SPD) bisher nicht Paroli bieten können, sagt auch von Alemann.

CDU liegt in NRW bei 35 Prozent

In Umfragen sieht es für die NRW-CDU wieder besser aus. Laut jüngstem NRW-Trend von Infratest dimap liegt sie bei 35 Prozent, die SPD bei 39 Prozent. Zwischen Rhein und Ruhr leben gut 20 Prozent der deutschlandweit 61,8 Millionen Wahlberechtigten. NRW hat also enormes Gewicht. Merkel plant hier acht Wahlkampftritte im September. Einen Vorgeschmack gibt es beim Landesparteitag an diesem Samstag (6.7.) unter dem Motto "Aufbruch" in Bad Salzuflen, bei dem die Kanzlerin reden wird.

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Der Düsseldorfer CDU-Kreisvorsitzende Klaus-Heiner Lehne sagt: "Es gibt noch Verunsicherung, das ist überall in den eigenen Reihen zu spüren." Die Bundestagswahl werde "Rückenwind aus Berlin" bringen, hofft der Europapolitiker. "Wenn wir auch in NRW die stärkste Partei werden, hat das gewaltige Auswirkungen auf den Landesverband. Das Selbstbewusstsein würde auf einen Schlag zurückkehren." (dpa)