Kairo. . Die Streitkräfte haben die Situation im Griff, Mursi ist in Haft, der Übergangspräsident vereidigt. Nun loben arabische Länder den Umsturz, doch der Westen ist besorgt. Fragen und Antworten zur Lage in Ägypten.

Am Donnerstag wurde der bisherige Vorsitzende Richter des Verfassungsgerichts, Adly Mansour, als neuer Übergangspräsident vereidigt. Er hat weitreichende Vollmachten, kann per Dekret regieren und soll eine Regierung von Technokraten berufen, die bis zu den nächsten regulären Wahlen die Geschicke des Landes lenken soll. Wer neuer Interims-Regierungschef wird, ist bisher nicht bekannt. Möglicherweise könnte die Wahl auf den ehemaligen Chef der Wiener Atomenergiebehörde, Mohamed El Baradei, fallen.

Hat die Armee die Lage im Griff?

In Kairo haben die ägyptischen Streitkräfte alles aufgefahren, was Räder hat. Die Versammlungsorte der Muslimbrüder in Nasr City und Giza sind abgeriegelt. Armeechef Sissi ließ am Donnerstag verlauten, die Armee fühle sich für die Sicherheit der Muslimbrüder genauso verantwortlich wie für die Sicherheit der übrigen Bevölkerung. „Auch diese Menschen sind Söhne Ägyptens“, so seine Erklärung.

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Wo sind Mohammed Mursi und die führenden Muslimbrüder?

Mohammed Mursi befand sich am Donnerstag im Verteidigungsministerium im Gewahrsam. Mehr als 300 Mitglieder von Mursis Regierungsmannschaft sowie Führungskräfte der Muslimbrüder wurden verhaftet, darunter der Chef der Muslimbruderschaft, Mohamed Badie. Für Hunderte Muslimbrüder gilt ein Ausreiseverbot.

Wie sind die Reaktionen in den anderen arabischen Staaten?

Syriens Machthaber Bashar al-Assad begrüßte den Sturz Mursis. Die Straßenproteste gegen ihn seien eine „große Leistung“ des ägyptischen Volkes. Qatar gratulierte ebenso wie Saudi-Arabien, Bahrain, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate. Scharfe Kritik kam aus der Türkei. Es sei extrem besorgniserregend, dass das Militär einen gewählten Präsidenten aus dem Amt entfernt habe, hieß es. Barack Obama zeigte sich „tief besorgt“. Außenminister Guido Westerwelle sprach von einem „schweren Rückschlag für die Demokratie in Ägypten“.

Wie sicher sind Ausländer?

Washington ordnete an, Botschaftsmitarbeiter zu evakuieren. Das US-Außenministerium rechnet offenbar in naher Zukunft mit Unruhen. Andere westliche Botschaften halten sich bedeckt. Reiseveranstalter haben alle Touren nach Kairo abgesagt. An den Badeorten am Roten Meer sei es jedoch ruhig und sicher, hieß es aus der Tourismusbranche.