Berlin. . Um zehn Millionen Euro sind die deutschen Spenden für syrische Flüchtlingskinder im vergangenen Jahr eingebrochen. Fehlt es an Mitleid? Das UN-Kinderhilfswerk Unicef steht ratlos vor einer „unsichtbaren Katastrophe“.

Die Deutschen zögern mit Spenden für die Kinder im syrischen Bürgerkrieg: Das Kinderhilfswerk Unicef verzeichnete im letzten Jahr einen Einbruch der Hilfsgelder in Höhe von rund zehn Millionen Euro. Auch in diesem Jahr laufe die Unterstützung für die Krisenregion nur schleppend, so Unicef-Geschäftsführer Christian Schneider.

Eine „unsichtbare Katastrophe“ nennt Unicef die Lage der Kinder im syrischen Bürgerkrieg. Jeder zweite syrische Kriegsflüchtling ist jünger als 18 Jahre. Vier Millionen Minderjährige seien dringend auf Schutz und Hilfe angewiesen – das sind so viele Kinder, wie es in Deutschland unter Sechsjährige gibt.

Es fehlt an Bildern aus dem Land

Doch anders als bei Hungersnöten oder Naturkatastrophen sind die deutschen Spender im Fall der syrischen Kriegsopfer zurückhaltend. Die Gründe: Unicef beklagt vor allem die mangelnde Beachtung der minderjährigen Opfer in den Medien. „Es gibt einfach nicht genügend Bilder aus dem Land“, sagt Schneider. Hinzu kommt: Viele Deutsche seien beim syrischen Bürgerkrieg unsicher über die Rolle der Kriegsparteien und fragten sich, ob das Geld bei den Richtigen ankäme.

Auf Initiative von Unicef haben die Familien im jordanischen Flüchtlingslager Za’atari, wo derzeit 150.000 Syrer in Zelten leben, mittlerweile Schutzräume für Hochschwangere und Wöchnerinnen sowie geschützte Spielflächen, in denen verstörte und traumatisierte Kinder auch psychologische Hilfe bekommen können. Bei vielen Flüchtlingskindern führen Kriegserlebnisse, fehlende Beschäftigung und Hoffnungslosigkeit zu Frust und Aggression. Mädchen und Frauen haben Angst vor sexueller Belästigung – Gewalt, Vandalismus und Kriminalität nehmen zu. Unicef fürchtet zudem, dass Mädchen jung verheiratet und Jungen für den Kampf rekrutiert werden. Auch die Lage in den jordanischen Gastfamilien ist oft schwierig: Viele Flüchtlingskinder müssen laut Unicef auf Farmen ihren Unterhalt verdienen anstatt zur Schule zu gehen.

Grußkarten brachten 15 Millionen ein

Trotz des Spendenrückgangs gelten die Deutschen im internationalen Vergleich nach wie vor als großzügige Unicef-Spender. Seit der Gründung von Unicef Deutschland vor 60 Jahren kamen insgesamt 1,7 Milliarden Euro zusammen – im letzten Jahr allein rund 15 Millionen Euro durch den Verkauf von Grußkarten.