Quetta. Pakistans Südwestprovinz Baluchistan kommt seit Monaten nicht zur Ruhe. Separatisten und radikale Sunniten bekämpfen Andersgläubige und die Regierung mit allen Mitteln. Am Wochenende starben mindestens 31 Menschen - womöglich half dabei eine Selbstmordattentäterin.

Bei zwei gezielten Angriffen sunnitischer Extremisten auf Studentinnen in Pakistan sind mindestens 31 Menschen getötet worden. Am Samstag sprengte sich zunächst eine Selbstmordattentäterin in einem mit jungen Frauen besetzten Universitätsbus in der südwestlichen Stadt Quetta in die Luft und riss 13 von ihnen mit in den Tod, wie die Behörden mitteilten. 90 Minuten später attackierten die Extremisten dann das Krankenhaus, wohin die Verletzten gebracht worden waren.

Die sunnitische Extremistengruppe Lashkar-e-Jhangvi bekannte sich zu dem Doppelanschlag in der Hauptstadt der Unruheprovinz Baluchistan. Das Selbstmordattentat im Bus sei "von einer unserer Schwestern" verübt worden, sagte ein Sprecher Journalisten in Quetta. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die Anschläge aufs Schärfste. "Nichts rechtfertigt eine solche Gewalt", erklärte Bans Sprecher Martin Nesirky in New York. Ban betrachte die seit einigen Jahren ansteigende Gewalt gegen Frauen in Pakistan mit Sorge.

Sicherheitskräfte stürmten die Klinik

Der erste Selbstmordanschlag ereignete sich in einem Bus, als er gerade die einzige reine Frauen-Universität Sardar Bahadur Khan in Quetta verließ. Später sprengte sich ein weiteres Mitglied der Gruppe in dem Krankenhaus in die Luft, wo die Verletzten behandelt wurden, bevor Kämpfer das Feuer eröffneten. Nach mehreren Stunden stürmten die Sicherheitskräfte schließlich die Klinik und befreiten 35 Geiseln, wie das Innenministerium mitteilte. Es gab demnach elf Tote. Auch vier Angreifer wurden getötet, ein fünfter festgenommen.

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Im Südwesten des Landes gibt es immer wieder Angriffe auf Mädchen und Frauen, die zur Schule oder zur Universität gehen. Für weltweite Bestürzung sorgte im vergangenen Jahr ein Anschlag auf die pakistanische Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai. Malala berichtete seit drei Jahren in einem Blog über ihr schwieriges Leben im nordwestlichen Swat-Tal. Im Oktober schoss ihr ein Kämpfer der islamistischen Taliban in ihrem Schulbus in den Kopf. Sie überlebte den Anschlag nur knapp und lebt inzwischen in Großbritannien.

Historisches Gebäude gesprengt

In der Nacht zum Samstag sprengten Extremisten in Baluchistan ein historisches Gebäude in die Luft, in dem Staatsgründer Mohammed Ali Jinnah seine letzten Tage verbracht hatte. Die Angreifer seien in die Residenz Ziarat eingedrungen, hätten den Wachmann erschossen und mehrere Sprengsätze angebracht, um das hölzerne Gebäude aus dem 19. Jahrhundert zu zerstören, sagte ein Verwaltungsbeamter der Nachrichtenagentur AFP. Laut Polizei brannte das Gebäude vollständig nieder.

In der dünnbesiedelten und unterentwickelten Wüstenprovinz kämpfen seit Jahrzehnten islamistische und separatistische Gruppierungen gegen die Zentralregierung in Islamabad. Die neue Regierung von Nawaz Sharif ernannte kürzlich Politiker der baluchisch-nationalistischen Bewegung zum Gouverneur und Regierungschef der Provinz. Er nährte damit die Hoffnung, dass es gelingen könnte, die dortigen Spannungen abzubauen. (afp/dpa)