Quetta. Bei Bombenanschlägen in Pakistan sind am Donnerstag mindestens 101 Menschen getötet worden. In der Stadt Quetta kamen bei zwei Explosionen mindestens 69 Menschen ums Leben. Zu den offenbar koordiniert ausgeführten Anschlägen bekannte sich eine sunnitische Extremistengruppe.

Bei einer Serie verheerender Bombenanschläge sind am Donnerstag mindestens 115 Menschen in Pakistan getötet worden, mehr als 80 davon in einem vielbesuchten Billardsalon. Bei der Detonation zweier Sprengsätze im Abstand von fünf Minuten wurden in dem Spiellokal der Stadt Quetta im Südwesten des Landes zudem über 120 Menschen verletzt, wie die Polizei mitteilte.

Die restlichen Opfer kamen bei Explosionen in einem Geschäftsviertel von Quetta und in einer Moschee in der Stadt Mingora im Nordwesten des Landes ums Leben.

Bei dem Anschlag auf den Billarsalon in einem schiitisch geprägten Viertel Quettas wurden auch Polizisten, Journalisten und Rettungskräfte getötet, die nach der ersten Detonation zum Tatort geeilt waren. Die zweite Explosion brachte das Dach des Gebäudes zum Einsturz, viele Opfer wurden von den Trümmern begraben.

Die militante Sekte Lashkar-e-Jhangvi bekannte sich zu dem Anschlag und schickte nach eigenen Angaben zunächst einen Selbstmordattentäter vor, bevor sie per Fernbedienung eine Autobombe zündete. Angriffe von radikalen Sunniten auf die schiitische Minderheit sind in Pakistan keine Seltenheit.

Kämpfe zwischen militanten Islamisten und Regierungstruppen

Zuvor waren bei einer Explosion in einem Geschäftsviertel von Quetta bereits zwölf Menschen getötet und mehr als 40 verletzt worden. Der Anschlag habe Soldaten einer paramilitärischen Einheit gegolten, sagte ein Polizeisprecher. Zu dem Bombenanschlag bekannte sich anschließend eine Separatistengruppe namens Vereinte Armee von Baluchistan. In Baluchistan greifen separatistische Rebellen und militante Islamisten immer wieder Regierungstruppen an.

Unterdessen wurden bei einem den USA zugeschriebenen Drohnenangriff im Nordwesten Pakistans nach Angaben aus pakistanischen Geheimdienstkreisen fünf mutmaßliche Extremisten getötet. Der Angriff habe sich am Donnerstag in einem Dorf nahe der Stadt Mir Ali im Stammesgebiet Nord-Waziristan an der Grenze zu Afghanistan ereignet, hieß es.

Die Gegend gilt als Rückzugsgebiet von Kämpfern der Taliban und des Terrornetzwerks Al-Kaida. Die USA fliegen immer wieder vom US-Geheimdienst CIA koordinierte Drohnenangriffe in der Region. Weil dabei immer wieder auch Zivilisten ums Leben kommen, gilt das geheime Drohnenprogramm unter der pakistanischen Bevölkerung als äußerst umstritten.

Erneut Schüsse an Waffenstillstandslinie in Kaschmir

Bei dem Unglück in einer überfüllten Moschee in Mingora handelte es sich nach neuen Erkenntnissen doch nicht um einen Unfall: Dort kamen durch eine Bombe weitere 22 Menschen ums Leben, wie die Polizei erklärte. Über 70 Menschen seien bei dem Unglück verletzt worden.

Und auch die hart umkämpfte Kaschmir-Region kam am Donnerstag nicht zur Ruhe: Nach Angaben der pakistanischen Streitkräfte wurde ein Pakistaner getötet, als indische Truppen das Feuer auf einen Posten auf der anderen Seite der Waffenstillstandslinie eröffneten. Dem pakistanischen Militär zufolge wurde der Zwischenfall „nicht provoziert“.

Es war bereits der dritte derartige Vorfall in Kaschmir seit Sonntag. Sowohl Indien als auch Pakistan beanspruchen die Region für sich. 2003 beendete ein Waffenstillstand die Gefechte um Kaschmir, allerdings werfen sich beide Seiten immer wieder gegenseitig vor, die sogenannte Kontrolllinie mit Artilleriefeuer zu verletzen. Der seit Jahren schwelende Kaschmirkonflikt ist besonders gefährlich, weil beide Länder über Atomwaffen verfügen. (dapd/rtr)