Brüssel/Essen. . Ab Oktober 2015 sollen in der EU alle Neufahrzeuge mit einem automatischen Notrufsystem ausgerüstet werden: Der sogenannte E-Call wählt bei einem schweren Unfall selbsttätig die Nummer 112 und alarmiert so die Notrufzentrale. Die Sensoren könnten auch genutzt werden, um gestohlene Autos zu orten.

Ab Oktober 2015 sollen in der EU alle Neufahrzeuge mit einem automatischen Notrufsystem ausgerüstet werden: Der sogenannte E-Call wählt bei einem schweren Unfall selbsttätig die Nummer112 und alarmiert so die Notrufzentrale, auch wenn der Fahrer bewusstlos oder eingeklemmt sein sollte. Nach EU-Schätzungen könnten so 2500 Menschenleben im Jahr gerettet werden, weil die Rettungsdienste schneller am Unfallort sind. Dem stehen laut EU-Kommission Installationskosten von knapp 100 Euro pro Fahrzeug gegenüber.

„Bei einem Unfall zählt jede Minute, um Verletzte zu retten“, sagte EU-Verkehrskommissar Siim Kallas bei der Vorstellung der geplanten Regelung, mit der Brüssel einer Aufforderung des Europaparlaments nachkommt. Kallas verwies auf 28.000 Tote und 1,5 Million Verletzte im Straßenverkehr der EU-Länder 2012. Laut Experten kann die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte durch E-Call verkürzt werden – in der Stadt um 40 Prozent, auf dem Land sogar um 50 Prozent.

Auch gestohlene Autos können geortet werden

Das System, das auch manuell betätigt werden kann, soll für alle neuen Pkw-Modelle und leichte Nutzfahrzeuge verpflichtend sein. Außerdem müssen die EU-Staaten eine entsprechende Infrastruktur aufbauen, damit die automatischen Anrufe in der ganzen EU zuverlässig die Notdienste erreichen. Der automatische Alarm, bei dem die Unfalldaten – Ort, exakte Zeit, Fahrtrichtung – übermittelt werden, ist kostenlos. Nach Darstellung der Kommission kann E-Call außerdem helfen, die Staubildung nach Unfällen zu reduzieren. Die Sensoren könnten auch genutzt werden, um gestohlene Autos zu orten.

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Von Christopher Shepherd

Der CDU-Europaabgeordnete und Verkehrsexperte Dieter-Leberecht Koch lobte die Maßnahme der Kommission als „spät, aber gut“. Auch bei Notärzten stößt das Notrufsystem auf Zustimmung: „Bei der Versorgung von Schwerverletzten ist der Zeitfaktor entscheidend“, sagte Frank Riebandt von der Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften der Notärzte zur WAZ. Er verwies auf Fälle, bei denen Unfallopfer über Stunden hinweg nicht entdeckt wurden und starben. Dies werde künftig durch E-Call verhindert.

Der Automobilclub ADAC begrüßte ebenfalls die geplante Regelung. „Damit ist die letzte wichtige Hürde für eine flächendeckende Einrichtung von E-Call in Europa genommen.“