Köln. Bis zu 13 Jahre lang könnte Deutschland den Gasbedarf mit im Gestein schlummernden Reserven decken. Doch mit reinem Bier könnte dann Schluss sein - meint zumindest der Brauerverband. Die Gasfördermethode Fracking könne zu Verunreinigungen im Grundwasser führen und so die Bierqualität beeinflussen.
Fracking - die umstrittene Gasförderung aus tiefem Gestein - würde nach Ansicht der Brauer das deutsche Bier gefährden. Die Brauereien bräuchten eine sichere Versorgung mit qualitativ einwandfreiem Trinkwasser, schrieb der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bunds, Peter Hahn, in einem Brief an sechs Bundesminister.
"Durch die Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten wie Kohleflözen oder Schiefergas, insbesondere mittels des sogenannten Frackingverfahrens, kann diese Sicherheit eingeschränkt oder gar beseitigt werden", warnte Hahn. "Von der Einbringung des Gesetzesentwurfs zum "Fracking" sollte zum jetzigen Zeitpunkt abgesehen werden."
Wasserqualität prägt Biergeschmack
Weil Bier zu großem Teil aus Wasser besteht, gilt dieses als entscheidend für die Qualität. Brauereien stellen in der Regeln große Anforderungen an die Wasserqualität. Welche Mineralstoffe im Wasser in welchen Anteilen enthalten sind, hat prägenden Einfluss auf den Geschmack des Bieres.
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In der Koalition war lange über einen Gesetzentwurf zu Fracking gerungen worden. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) lehnt die umstrittene Förderung von Schiefergas derzeit ab. Sie sei im Augenblick nicht vertretbar. In welchem Umfang Fracking künftig in der EU kommt, bleibt als Ergebnis des jüngsten EU-Gipfels Angelegenheit der Mitgliedstaaten.
Bier ist ein Kulturgut
Der Geschäftsführer des Brauereiverbandes Nordrhein-Westfalen, Jürgen Witt, erläuterte, der Einsatz von Chemikalien bei der Erdgas-Förderung gefährde Brunnen und Quellen der Brauereien "und damit unser Kulturgut Bier."
Bohrtechnik "Fracking"
"Bei allem Verständnis für neue Technologien und dem Interesse, durch diese Ergasvorkommen zu heben, dürfen die damit verbundenen Risiken keineswegs verharmlost werden", mahnte Witt. Beim Fracking wird mit einem Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien Gestein in großer Tiefe aufgebrochen, damit das Gas aus Hohlräumen entweichen kann.
In NRW werden Kohleflöz- und Schiefergasvorkommen vermutet. Im bevölkerungsreichsten Bundesland gibt es eine breite Front gegen Fracking. Politik, Bürger und Umweltverbände sind gegen den Einsatz wassergefährdender Chemikalien bei der Erdgas-Förderung. (dpa)