Essen. Die Bundeskanzlerin steht auch nach dem Fiasko rund um die Euro-Hawk-Drohne hinter Verteidigungsminister Thomas de Maizière. Merkel sprach ihm ihr volles Vertrauen aus. Psychologie und Mathematik sagen voraus, dass ein Rücktritt durch diesen Satz wahrscheinlicher wird.

In der Diskussion um das "Drohnen-Debakel" im Verteidigungsministerium hat Bundeskanzlerin Angela Merkel Verteidigungsminister Thomas de Maizière am Mittwoch ihr volles Vertrauen ausgesprochen. Was als Rückenstärkung gedacht war, ist ein fatales Signal für de Maizière. Diese These stellt der Berliner Blogger und Journalisten Sascha Lobo auf.

Der fühlte sich bei früheren Gelegenheiten des uneingeschränkten Kanzlerinnen-Vertrauens dazu animiert, eine Statistik zu erstellen. Demnach folgt in 72 Prozent der Fälle nach 33 Tagen der Vertrauensbekundung der Rücktritt des besagten Ministers oder der Ministerin.

De Maiziére steht seit einigen Wochen unter heftiger Kritik, weil er die Entwicklung der Aufklärungsdrohne Euro Hawk weiterlaufen ließ, obwohl offenbar absehbar war, dass das Fluggerät nie den deutschen und europäischen Zulassungsstandards entsprechen würde. Für das Projekt sollen mehrere hundert Millionen Euro an Steuergeldern investiert worden sein.

Angela Merkels Rückenstärkung gefährdet de Maizière

Dass man jemandem uneingeschränkt vertraut, muss im Prinzip nur in heiklen Situationen klargestellt werden. Vertrauen drückt sich laut Definition gerade dadurch aus, dass es nicht herbeigeredet und extra betont werden muss. Einmal etabliert, wird es durch Taten gestärkt oder geschwächt und hält unausgesprochen so lange, bis es zerstört ist. Erst bei Vertrauensdefiziten muss geredet werden. Stilles Vertrauen ist besser als ausgesprochenes Vertrauen

<blockquote class="twitter-tweet" lang="de"><p>Was bedeutet Angela Merkels "volles Vertrauen" für Rücktritte – die Papst-Edition <a href="http://t.co/kMMHdCij" title="http://1.ly/Volles_Vertrauen">1.ly/Volles_Vertrau…</a></p>&mdash; Sascha Lobo (@saschalobo) <a href="https://twitter.com/saschalobo/status/300936073289285635">11. Februar 2013</a></blockquote>

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Unter psychologischen Gesichtspunkten entspricht Angela Merkels Rückendeckung eher einem Stich in den Rücken. Der Satz: "Ich habe volles Vertrauen in Minister de Maiziére," entlarvt das leidende Verhältnis.

Sascha Lobo sagt Rücktritt de Maizières voraus

Neben der Psychologie offenbart auch die Mathematik der loboschen Statistik die prekäre Lage des Ministers. Franz Josef Jung, Karl-Theodor zu Guttenberg, Christian Wulff, Annette Schavan - ihnen allen hat Angela Merkel in Krisenzeiten ihr Vertrauen ausgesprochen. Sie alle sind früher oder später von ihren Ämtern zurückgetreten.

Auch mehrfache Vertrauensbekundungen Merkels scheinen nicht zu helfen, sondern den Fluch eher weiter zu beschwören. Karl-Theodor zu Guttenberg wurde im Februar 2011 gleich dreimal die Gunst der Kanzlerin versichert. Am 1. März 2011 trat er zurück.

Das genaue Datum eines Rücktritts lässt sich mit durchschnittlich 33 Tagen nur annähernd berechnen. Bei Franz Josef Jung lagen zwischen dem erhobenen Daumen Merkels und Rücktritt gerade einmal 24 Stunden. Annette Schavan trotzte dem unvermeidlichen Schicksal ganze 117 Tage. Erst nach einem erneuten Vertrauensspruch Merkels im Februar 2013 verlor sie den Kampf.

Schäuble und Friedrich geben de Maizière Anlass zur Hoffnung

Ein weiteres ungünstiges Vorzeichen für de Maizière: Ehemalige Verteidigungsminister dominieren mit Guttenberg und Jung die Liste der Rücktritte in Merkels Kabinetten.

Aber es gibt auch Gegenbeispiele. Die Minister Friedrich und Schäuble sind Ausreißer der Statistik. Beide genießen Merkels volles Vertrauen und schalten und walten noch immer in ihren Ämtern. Sie sind Hoffnungsanker für den Verteidigungsminister.