Brüssel. . Im vergangenen Jahr wurden in Europa über 2200 Gegenstände gemeldet mit mangelhafter Produktsicherheit. Fast 60 Prozent davon waren “Made in China“. Der EU-Dachverband für Verbraucherschutz kritisiert: “Überwachungsbehörden schaffen es nicht, den Zustrom gefährlicher Geräte zu stoppen“.

Giftige Pullover, Badeanzüge mit Schlingpflanzen-Verschnürung, feuerspeiende Schlüsselanhänger, Wasserkocher ohne Sicherung – die Liste gefährlicher Produkte auf europäischen Märkten ist lang. Im vergangenen Jahr wurden mehr gemeldet als je zuvor: 2278 Dinge, an denen der Verbraucher gesundheitlichen Schaden nehmen kann. Erneut kam der Löwenanteil aus China. Die Zusammenarbeit mit den chinesischen Behörden sei gut, versichert die EU-Kommission – doch im Vorjahresvergleich haben sich die Zahlen wieder verschlechtert.

Insgesamt stieg die Zahl der Alarmmeldungen beim europäischen Schnellwarn-System RAPEX 2012 gegenüber dem Vorjahr um 28 Prozent an. Lebensmittel, Arznei und medizinische Geräte werden dabei nicht erfasst. Höhere Zahlen seien nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen argumentiert EU-Gesundheits-Kommissar Tonio Borg. Wenn mehr Fälle gemeldet würden, könne das auch ein Indiz dafür sein, dass die Konsumenten besser aufpassen.

Nach Ansicht des europäischen Dachverbands für Verbraucherschutz BEUC ist die Sache so einfach nicht: „Die unverändert hohen Zahlen sind ein verstörendes Signal, dass weiterhin zu viele riskante Waren in die Regale unserer Läden kommen. Die Überwachungsbehörden schaffen es einfach nicht, den Zustrom von gefährlichen Gegenständen zu stoppen.“

Kleidung, Kinderspielzeug, Elektro-Geräte

Am meisten Vorsicht ist bei Kleidung geboten, die ein gutes Drittel der dubiosen Waren ausmacht. Es folgen Kinderspielzeug und Elektro-Geräte. Die häufigsten Beanstandungen gelten einem Verletzungsrisiko, etwa durch scharfe Kanten, und der Verwendung verbotener Chemikalien. Nur 17 Prozent der gemeldeten Produkte kommen aus der EU selbst oder den drei mit ihr verbundenen Ländern Norwegen, Island und Liechtenstein. Hersteller in China zeichneten für ein Mehrfaches, nämlich 58 Prozent, verantwortlich. Das sind noch einmal vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

Borg sagte, die hohen Werte Chinas ergäben sich aus dem Umstand, dass die Volksrepublik Europas den europäischen Markt für Import-Spielzeug fast komplett beherrsche. Die Chinesen seien kooperativ und gingen allen Beanstandungen nach. Dabei kommt freilich nicht unbedingt etwas heraus: Laut RAPEX-Bericht bleibt in 43 Prozent der Fälle im Dunkeln, wer die bedrohliche Ware überhaupt hergestellt hat.