Essen. Immer mehr Menschen aus Krisengebieten zahlen Geld, um über die Grenze zu kommen. Allein am Wochenende griff die Bundespolizei am Grenzübergang Aachen insgesamt 33 Personen auf, die mit teils erstklassig gefälschten Ausweisen einzureisen versuchten, die meisten von ihnen per Fernbus – kein Einzelfall.
Kriminelle Schleuser versuchen zunehmend, Menschen aus Bürgerkriegs- und Krisengebieten nach Nordrhein-Westfalen zu bringen. Allein am Wochenende griff die Bundespolizei am Grenzübergang Aachen insgesamt 33 Personen auf, die mit teils erstklassig gefälschten Ausweisen einzureisen versuchten, die meisten von ihnen per Fernbus – kein Einzelfall. „Seit etwa drei Jahren steigt die Zahl unerlaubter Einreiseversuche stetig“, sagt ein Sprecher der Bundespolizeidirektion St. Augustin auf Nachfrage.
Die meisten dieser Flüchtlinge kommen aus Afghanistan, immer häufiger aber auch aus Nordafrika oder – wie jetzt in Aachen – auch aus Syrien. Noch im Jahr 2010 hatte die Bundespolizei in NRW 162 Einreiseversuche gezählt, im Jahr darauf waren es bereits 586. Die Zahl für 2012 ist noch nicht veröffentlicht, liegt aber dem Vernehmen nach noch mal darüber – und auch in den ersten Monaten dieses Jahres hat es einen weiteren Anstieg gegeben.
Häufig mit Fernbussen
Auffällig: Häufig greifen Bundespolizisten die illegal Einreisenden in Fernbussen auf. Der Weg führt dabei meist über die A 40 bei Venlo oder über die A 44 bei Aachen. „Wir hatten es in diesem Jahr in der Spitze schon mit 87 Einreiseversuchen zu tun, in einer Woche“, sagt Knut Paul von der Bundespolizei in Aachen.
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Die Flüchtlinge werden in Belgien oder den Niederlanden mit falschen Pässe in die Busse gesetzt, die Schleuser selbst reisen gar nicht mehr und halten so das Risiko für sich klein. Die gängigen Schleuserrouten führen über den Iran, die Türkei, Griechenland und Italien bis nach Belgien, die Niederlande oder Frankreich – und von da an weiter nach Deutschland.
Für die Schleuser ist es ein lukratives Geschäft. Die Flüchtlinge zahlen ihnen bis zu 6000 Dollar, sagt Ali Ismaelovski vom Flüchtlingsrat NRW. Ein besonderes Problem stellen die unbegleiteten Minderjährigen dar, Jugendliche zumeist im Alter zwischen 14 und 17, die von ihren Eltern auf die Reise ins Ungewisse geschickt wurden. Allein in der Städteregion Aachen seien im vergangenen Jahr 145 dieser Jugendlichen aufgegriffen worden, so Ismaelovski. Sie seien häufig traumatisiert, von den Konflikten in ihren Heimatländern, aber auch den Erlebnissen auf ihrer Flucht – nicht selten hätten sie ansehen müssen, wie Mitreisende auf dem Mittelmeer ertranken.