München. Jahrelang mussten die Hinterbliebenen der NSU-Opfer mit der Unsicherheit leben, wer warum ihre Lieben tötete. Sie erwarten keine schnelle Aufklärung, sondern vor allem eine gründliche. Und sie haben auch ein Recht zu erfahren, ob der Staat, in dem sie leben, alles getan hat, die Täter zu überführen.

Zwölf Jahre sind vergangen, seit Enver Simsek, der Blumenhändler aus Nürnberg, erschossen wurde. Sieben Jahre ist es her, dass die tödlichen Kugeln den Dortmunder Kioskbesitzer Mehmet Kubasik trafen. Das Leben ihrer Familien, ihrer Frauen und Kinder, hat sich durch diese Attentate einschneidend verändert. Durch die Attentate selbst, aber auch durch das, was folgte.

Jahrelange Unsicherheit darüber, wer warum ihre Lieben tötete. Dazu Ermittlungen, die die Ermordeten selbst in kriminelle Zusammenhänge brachten. Ein Verdacht, der jahrelang an ihnen klebte, sie diskreditierte. An diesem Montag saßen die Angehörigen erstmals dem mutmaßlichen NSU-Mitglied Beate Zschäpe gegenüber, registrierten jede Regung. Sie als Nebenkläger im Prozess erwarten keine schnelle Aufklärung, sie erwarten vor allem eine gründliche.

Und sie haben auch ein Recht zu erfahren, ob der Staat, in dem sie leben, alles getan hat, die Täter zu überführen. Oder ob er gegen rechts nicht so akribisch ermittelt wie er das vor Jahrzehnten, in RAF-Zeiten, gegen links für richtig hielt. „Hält man sich beim rechten Terror zurück, weil er eine schwache Bevölkerungsgruppe trifft, die Migranten?“, fragen die Anwälte der Kinder von Enver Simsek. Die Antwort sollte uns alle interessieren.