München. Gülay Yilmaz von „Hürriyet“, der größten türkischen Zeitung in Deutschland, erklärt im Interview, warum ihre Landsleute den Prozess gegen Beate Zschäpe und ihre Mitangeklagten mit Spannung - und Skepsis verfolgen.

Frau Yilmaz, Sie und Ihre Kollegen können jetzt den Prozess verfolgen …

Gülay Yilmaz: … was eine große Erleichterung für uns ist. Wir sind mit einem Fotografen und einem Korrespondenten im Gerichtssaal. Insgesamt sind wir mit acht, neun Leuten hier. Wir wollen in dieser Stärke auch die ganzen nächsten Monate berichten.

Ist das Interesse bei Ihrer Leserschaft so groß?

Yilmaz: Unbedingt. Das ist das Thema Nummer 1, bei den Türken hier – und daheim. Es sind deshalb auch sehr viele Fernsehsender aus der Türkei hier.

Halten Sie nach dem ganzen Hin und Her den Prozess für belastet?

Die Journalistin Gülay Yilmaz von
Die Journalistin Gülay Yilmaz von "Hurriet".

Yilmaz: Ja, auf jeden Fall. Hier ist schon ein großer Schaden entstanden. Das Vertrauen in das Gericht ist gesunken. Das hat auch unser Außenminister zu Recht gesagt. Allerdings bin ich auch jetzt enttäuscht.

Warum?

Yilmaz: Weil ich mir mehr Menschen vor dem Gericht erwartet habe, mehr Demonstranten. Es sind ja hauptsächlich Journalisten hier. Die normalen Menschen in München scheint das hier nicht zu interessieren.

Was erwarten Sie sich persönlich von der Verhandlung?

Yilmaz: Gerechtigkeit. Ich hoffe, dass die Täter und Täterinnen ihre gerechte Strafe bekommen – und dass so etwas nie wieder passiert. Das ist das Wichtigste. Es hieß in Deutschland immer, dass die Taten keine Wirkung hatten, damals, als noch niemand die Mörder kannte. Doch das hat für die Türken in Deutschland nie gestimmt. Die Morde haben eine diffuse Angst erzeugt.