Paris. . Der Wahlkampf-Schatzmeister von Frankreichs Präsident François Hollande soll zu den Steuerflüchtlingen auf den Kaiman-Inseln gehören. Und dass, obwohl Jean-Jacques Augier seine Karriere als Finanzbeamter begann. Es ist für den Präsidenten der zweite schwere Finanzskandal binnen weniger Tage.
Frankreichs Präsident François Hollande schlittert von einer gefährlichen Affäre in die nächste. Zuerst brachte ihn der peinliche Schwarzgeld-Skandal um den entlassenen Haushaltsminister Jérôme Cahuzac in die Bredouille, jetzt erschüttert ihn die Steueroasen-Affäre. Die Zeitung „Le Monde“ enthüllte nun, dass auch sein Wahlkampf-Schatzmeister Jean-Jacques Augier darin verstrickt ist.
Der 59-Jährige soll Aktionär von zwei Briefkastenfirmen auf den Kaiman-Inseln sein. Die Firmen wiederum sind Teil seiner Finanzholding namens „Eurane“. Augiers Name taucht zusammen mit 130 000 Personen auf dem jetzt enthüllten Datensatz über geheime Geschäfte in Steueroasen auf.
„Nichts ist illegal“, sagt Augier
Den Vorwurf, ein finsterer Steuerflüchtling zu sein, weist der schillernde Kaufmann und Verleger allerdings brüsk von sich. Er gibt zwar unumwunden zu, Inhaber von „Offshore“-Firmen auf den „Caymans“ zu sein, bekräftigt aber trotzig: „Nichts ist illegal.“ Die erste Firma in dem Steuerparadies soll er 2005 mit anderen Aktionären gegründet haben: das auf den Buchvertrieb in China spezialisierte Unternehmen „International Bookstores“.
Zu seinen Mitaktionären zählt ein chinesischer Geschäftsmann, der wiederum „Offshore“-Firmen auf den britischen Jungferninseln sein Eigen nennt. Augier betonte, weder ein eigenes Bankkonto auf den Kaiman-Inseln zu haben, noch unmittelbar privates Vermögen investiert zu haben. Vielmehr seien die Investitionen über eine chinesische „Eurane“-Tochter abgewickelt worden. Drei Jahre später soll er eine zweite Firma gegründet haben.
Die Jagd auf Steuerflüchtlinge war Hollandes Thema
Augier begann seine Karriere als Steuerinspektor der Finanzverwaltung, danach absolvierte er die Elitehochschule ENA. Anfang 2013 machte er Schlagzeilen, als er dem Milliardär und Yves-Saint-Laurent-Lebensgefährten Pierre Bergé das Homosexuellen-Magazin „Têtu“ abkaufte. Ferner gehört ihm die Zeitschrift „Books“.
Die Affäre um mutmaßliche Steuerflüchtlinge in seiner Entourage macht Präsident Hollande sehr zu schaffen. Schließlich ist er es, der zur Jagd auf Steuerflüchtlinge geblasen hatte und Superreiche mit einer 75-Prozent-Steuer belegen will. Der zurückgetretene Haushaltsminister Cahuzac, der als Steuerflüchtling und hartnäckiger Lügner enttarnt wurde, ist jetzt aus der sozialistischen Partei ausgeschlossen worden. Noch kein Jahr im Amt steht Hollande möglicherweise vor einer umfassenden Kabinettsumbildung.