Essen. . Der Brand eines türkischen Wohnhauses in Köln belastet das Verhältnis zwischen Türkei und Deutschland. Zahlen gibt es nicht. Fachleute wissen aber: Bei vielen türkischen Familien kommen mehrere Risikofaktoren zusammen. Mit entscheidend sind die Wohnverhältnisse.

Es war eine Frage von wohlüberlegter Aufgeregtheit, eine rhetorische Pose für das eigene Volk: dieses „Warum brennen immer nur türkische Häuser?“ des türkischen Vizepremiers Bozdag. Das stimmt natürlich nicht, aber tatsächlich herrscht der Eindruck vor, Brandunglücke in Deutschland mit Toten träfen vor allem Türken. Man kann das erklären.

Zahlen gibt es nicht, keine Feuerwehr ordnet ihre Einsätze nach Nationalität der Betroffenen. Fachleute aber wissen, dass bei vielen türkischen Familien mehrere Risikofaktoren mitwohnen. Nummer 1: die Wohnung selbst. „Ausländische Mitbürger wohnen vielfach in Altbauten, die nicht auf dem Stand der Technik sind“, sagt Hartmut Ziebs, der Vizepräsident des Deutschen Feuerwehr-Verbandes. Alte Leitungen führen zu wenigen Steckdosen, an denen Sechsfachstecker hängen: und daran viele Endgeräte. „Da sind Leitungen rasch überlastet und lösen einen Brand aus.“ Mehr als jedes dritte Feuer entsteht aus elektrischen Defekten.

Kohle- und Ölöfen weiter verbreitet

Oft seien auch noch Kohle- oder Ölöfen im Einsatz: „An sich nicht gefährlich, aber wenn Glut herunterfällt, und man merkt es nicht, kann noch Stunden später ein Feuer entstehen“, sagt der Schwelmer Ziebs. Dazu kommen hölzerne, oft vollgestellte Treppenhäuser; doch Rauchmelder findet man in der Regel nicht. In solchen Umständen wohnen Familien, die durchschnittlich mehr Kinder haben als deutsche – und kleine Kinder sind große Zündler, ganz unabhängig von ihrer Herkunft.

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Dann gibt es Sprach- und Mentalitätsfragen. Eine Untersuchung ergab: Häufig würden türkische Frauen bei einem Brand als erstes – den Sohn anrufen. „Sie meinen, er kann die Sprache besser und sich bei Behörden besser durchsetzen“, sagt Ziebs. Aber sie verlieren Zeit. Und: In vielen islamischen Ländern gehöre die Feuerwehr zu Militär oder Polizei, „da kommt dann gleich die geballte Staatsmacht, das will man nicht. Dass es hier anders ist, wissen viele nicht.“

140 Wohnungsbrände jeden Tag

Im letzten bisher ausgewerteten Jahr (2010) gab es in Deutschland 188.000 Brände mit 373 Toten, beide Zahlen sinken seit Jahren. Darunter waren rund 50.000 Wohnungsbrände, statistisch: 140 an jedem Tag.