Duisburg. Sechs Duisburger nehmen am Türkisch-Kurs für Fortgeschrittene des Evangelischen Familienbildungswerks in Duissern teil. Manche, weil ihnen die Sprache so sehr gefällt und andere, weil sie ihre Schüler dann besser verstehen können.

Kreuzworträtsel sind ihr immer schon zu langweilig gewesen. Deshalb hat sich Ina Wassenberg mit ihren 80 Jahren entschlossen, eine neue Sprache zu lernen. Dass die Hüttenheimerin mittlerweile mit sechs weiteren deutschen Teilnehmern im Türkisch-Kurs für Fortgeschrittene des Evangelischen Familienbildungswerks in Duissern sitzt, hat mit einer wunderbaren Geschichte zu tun.

Vor einigen Jahren hat die Rentnerin regelmäßig ihren Bruder im Marxloher Krankenhaus besucht. Ein türkischer Taxifahrer hatte ihr angeboten, sie jedes Mal fahren zu können. „Irgendwann ging der Gesprächsstoff aus und ich fragte ihn, ob er mir beim nächsten Mal ein paar Wörter auf Türkisch aufschreiben könnte“, erzählt sie.

„Süper!“, soll der Taxifahrer bei der nächsten Fahrt gesagt haben. Und Ina Wassenberg fand schnell Gefallen an der Sprache – so sehr, dass sie sich flugs für einen Türkisch-Kurs angemeldet hat.

Iyi akşamlar! – Guten Abend!

Mittlerweile ist Ina Wassenberg keine Anfängerin mehr – genauso wie Kurs-Teilnehmerin Natalie Beer: „Iyi akşamlar!“, sagt die 42-Jährige, als sie wie jeden Donnerstag den Raum des Familienbildungswerks betritt: „Guten Abend!“

Robert Egg und Jost Enninger sind ebenfalls Lehrer. Sie lernen die Sprache unter der Leitung von Nedret Cosan, um ihren türkischen Schülern besser Deutsch beibringen zu können. „Die Strukturen im Türkischen sind ganz anders. Für die gleichen Ideen gibt es andere Lösungen“, sagt Robert Egg. „Alle Wörter werden aneinandergehängt und was wie ein Wort aussieht, ist meistens ein ganzer Satz“, sagt der 55-jährige Lehrer für Deutsch als Fremdsprache mit einem Schmunzeln. Jost Enninger kann durch den Türkischkurs auch von seinen Schülern lernen. „Meine Schüler freuen sich, wenn sie mich mal korrigieren können...“

Doch am Türkischkurs des Familienbildungswerks nehmen nicht nur Lehrer teil. Heike Visser zum Beispiel ist Verkäuferin und hat viele türkischsprachige Kunden. Ruth Pfahler hat wiederum eine andere Motivation, die fremde Sprache zu erlernen. „Wir haben hier in Duisburg ja einen hohen Anteil an türkischen Mitbürgern. Mir geht es darum, sich untereinander besser zu verständigen und über die Sprache auch die Kultur und die Denkweise zu entdecken“, sagt die Mutter von sechs Kindern.

Dazu hat übrigens auch Ina Wassenberg in ihrer Freizeit reichlich Gelegenheit. Zwar ist der Bruder der 80-Jährigen inzwischen verstorben, doch der Kontakt zum Taxifahrer ist bestehen geblieben – regelmäßig wird die Rentnerin von seiner Familie eingeladen. Dann spricht sie Türkisch — für Fortgeschrittene.