Essen. Rund 130 .000 Steuerhinterzieher auf aller Welt, die ihr Geld vor dem Staat verstecken, müssen zittern. Bislang geheime Daten aus einer anonymen Quelle bringen Licht in die Praktiken von zehn lukrativen Steuerparadiesen. Der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken, Andreas Schmitz, hat eine Mitverantwortung der Banken zurückgewiesen.
2,5 Millionen Dokumente mit den Daten von 130.000 Steuerhinterziehern wurden Medien in 46 Ländern zugespielt. Wie Süddeutsche Zeitung und NDR berichten, soll das Datenpaket 2012 dem Internationalen Konsortium für investigative Journalisten zugespielt worden sein. Es belaste Oligarchen, Waffenhändler und Finanzjongleure.
Unter den mehreren hundert deutschen Steuerhinterziehern soll sich auch der 2011 verstorbene Playboy Gunter Sachs befinden. Den Angaben zufolge soll Sachs sein Vermögen, das zum Todeszeitpunkt auf fast 400 Millionen Euro geschätzt wurde, auf den Cook Inseln, in Panama, auf den Britischen Jungferninseln und in Luxemburg versteckt haben.
Wie viel Geld am jeweiligen Staat vorbeigeschleust in Steueroasen geparkt wird, ist offen. Allein deutsche Steuerflüchtlinge, schätzt die Deutsche Steuergewerkschaft, hätten 400 Milliarden Euro beiseite geschafft. Laut einer Studie sollen es im vergangenen Jahr weltweit 17 Billionen Euro gewesen sein. Den betroffenen Staaten entgingen dadurch jährlich Steuereinnahmen von mindestens 148 Milliarden Dollar, hat die internationale Vereinigung Tax Justice Network ausgerechnet.
Staatsanwaltschaft Bochum sieht "wenig Neues"
Die Staatsanwaltschaften Bochum und Düsseldorf, die seit längerem Steuerflüchtlingen auf der Spur sind, reagierten auf die neuesten Datensätze gelassen. „An den angeblichen Enthüllungen ist wenig Neues“, sagte ein Sprecher in Bochum. Bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf hieß es: „Eine Briefkastenfirma zu haben, ist zunächst einmal nicht strafbar.“
Das Bundesfinanzministerium sprach sich dafür aus, dass die Dokumente den Finanzbehörden übermittelt werden. NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjahns (SPD) kündigte an, die Daten „auf ihre Werthaltigkeit“ zu prüfen.
Bankenverbands-Präsident: "Kein Kavaliersdelikt"
„Steuerhinterziehung ist kein Kavaliers-, sondern ein kriminelles Delikt, das bestraft werden muss“, forderte Bankenverbands-Präsident Andreas Schmitz im Gespräch mit unserer Zeitung. Banken fehlten hoheitliche Befugnisse, die Steuerehrlichkeit ihrer Kunden zu überprüfen. „Es ist daher nicht richtig, die Banken hierfür an den Pranger zu stellen.“ Eine Mitverantwortung der Geldinstitute weist er zurück. "In erster Linie sind es Privatpersonen und Organisationen, die ihr Geld in den Steueroasen anlegen." Die europäischen Banken setzten seit mehreren Jahren auf eine "klare Weißgeld-Strategie". (mit dpa /afp)