Düsseldorf. . Bis 2017 soll in NRW jedes zweite behinderte Kind an einer Regelschule unterrichtet werden. Derzeit liegt die Quote für den gemeinsamen Unterricht bei 25 Prozent. Das Land will erreichen, dass bis 2017 zusätzlich 2000 Lehrerstellen für die Inklusion bereitgestellt werden.

Mit dem Schuljahr 2014/15 wird die Inklusion in NRW schrittweise umgesetzt. Dann haben Kinder mit Förderbedarf erstmals Anspruch auf einen Platz an der Regelschule – zunächst bei der Einschulung oder beim Übergang in Klasse 5. Doch Eltern können auch weiter die Förderschule für ihr Kind wählen, wenn es ein Angebot am Ort gibt. „Das Land schafft keine Förderschulen mit bestimmten Schwerpunkten ab“, sicherte Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) zu.

Allerdings will sie mit den Kommunen über die künftige Mindestgröße reden. Schon heute erreichen 244 der 693 Förderschulen in NRW nicht die vorgeschriebene Zahl von 144 Schülern. „Zu kleine Schulen sind weder effektiv noch pädagogisch sinnvoll“, sagte sie. Denkbar seien auch Teilstandorte. Ziel sei aber, dass die allgemeine Schule der „Regelförderort“ wird.

System nicht „sinnvoll“

Dagegen fordert die Landesarbeitsgemeinschaft „Gemeinsam Leben, Gemeinsam Lernen“, das Parallelsystem von Förder- und Regelschulen im Land abzuschaffen, da es „weder sinnvoll noch weiter finanzierbar“ sei. Förderschulen sollten ab 2014 keine neuen Schüler mehr aufnehmen, ihre Lehrer schrittweise an allgemeine Schulen versetzt werden. Auch der Essener Bildungsforscher Klaus Klemm hält erfolgreiche Inklusion unter dem heutigen „Doppelsystem“ für schwierig.

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„Inklusion ist nicht zum Nulltarif zu haben“, sagte Löhrmann bei Vorstellung ihres Gesetzentwurfs. Derzeit wird das gemeinsame Lernen mit 1200 Lehrerstellen unterstützt. Bis 2017 sollen 2000 Stellen hinzukommen. Damit will die Regierung erreichen, dass dann 50 Prozent der behinderten Kinder in NRW eine Regelschule besuchen – heute sind es 25 Prozent.

Klemm zeigt in einer Studie für die Bertelsmann Stiftung auf, dass mit dem Alter der Kinder die Chance auf gemeinsames Lernen nachlässt. Vor der Einschulung gehen in NRW 71 Prozent der Kinder mit Förderbedarf in eine inklusive Kita. In der Grundschule sinkt die Quote auf 36 Prozent, in der Sekundarstufe schließlich auf 14,5 Prozent.