Düsseldorf. . Das Innenministerium meldete 128 Festnahmen im Zusammenhang mit der Anti-Einbrecher-Aktion „Riegel vor“. Tatsächlich wurden im Münsterland und in Ostwestfalen zwar Täter festgenommen – aber darunter waren nur wenige Einbrecher. In der Stadt Bielefeld zum Beispiel nur zwei von 17 Festgenommenen.
Die jüngste Razzia in NRW gegen Einbrecherbanden wird von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) als „großer Erfolg“ verkauft. Im Zusammenhang mit der Polizei-Aktion „Riegel vor“ ist von 128 Festnahmen im Münsterland und in Ostwestfalen die Rede. Nun kommt heraus, dass unter den Festgenommenen so gut wie keine Einbrecher waren. Die Polizei hatte den Aktionstag am 1. März in vielen Fällen dazu genutzt, liegen gebliebene Haftbefehle zu vollstrecken.
So waren unter den 17 Festgenommenen im Bereich des Polizeipräsidiums Bielefeld nur zwei Einbrecher, wie die dortige Polizei dieser Zeitung bestätigte. In der Tendenz vergleichbar war die Bilanz in Münster. Dort gab es drei Festnahmen. „Ein vollstreckter Haftbefehl und zwei ,Zufallsfunde’“, berichtet Polizeisprecher Ralf Schröder. Ein Einbrecher war nicht dabei.
„Delikte quer durch das Strafgesetzbuch“
Laut Martin Schultz von der Polizei Bielefeld war der Razzia-Tag eine „hervorragende Gelegenheit, um 15 Haftbefehle zu vollstrecken, weil das dazu nötige Personal vorhanden war.“ Die Haftbefehle bezogen sich auf „Delikte quer durch das Strafgesetzbuch“. Auch ein Schwarzfahrer war dabei. Aber kein Einbrecher. In den Pressemeldungen der Polizei und des Innenministeriums geht es aber vor allem um Erfolge im Zusammenhang mit Einbruchskriminalität. Ein Etikettenschwindel?
„Man hätte wohl besser erklären müssen, dass solche Aktionen eher allgemein angelegt sind, mit breiten Kontrollen und mobilen Präventionsteams, die den Bürgern ein Sicherheitsgefühl vermitteln“, sagte Martin Schultz.
Ministerium spricht von einer "breiten Strategie gegen Einbrecher"
Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter in NRW, Wilfried Albishausen (Bild), bezeichnet Aktionen wie die in Münster und Ostwestfalen als „Eintagsfliegen“. Das Problem bei Einbruchskriminalität sei der „Mangel an Personal, um den vielen Hinweisen auf reisende Banden und andere Einbrecher konsequent nachzugehen“.
Das Innenministerium wehrt sich gegen Vorwürfe, geschönte Zahlen verbreitet zu haben. „Diese Aktionstage sind Teil einer breiten Strategie gegen Einbrecher“, so ein Sprecher. Das Land habe ein großes Maßnahmen-Paket geschnürt. Dazu gehörten eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Polizeibehörden, ein leichterer Austausch von Daten, die zügige Prüfung von DNA-Spuren und eben Razzien wie die in Ostwestfalen. Während einer vergleichbaren Aktion in Düsseldorf sei die Zahl der Einbrüche zwischen November und Februar um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken.