NRW-FDP fordert Meldepflicht für Fußball-Hooligans
•
Lesezeit: 5 Minuten
Düsseldorf. Wie lässt sich Gewalt in und um Fußballstadien eindämmen? Fanbeauftragte, Polizei- und Verbandsvertreter sprechen am Donnerstag vor den Abgeordneten im NRW-Landtag. Die FDP fordert eine Meldepflicht für bekannte Gewalttäter und kritisiert zugleich die Landesregierung.
Das Thema Gewalt in Fußballstadien steht am Donnerstag auf der Tagesordnung des Landtags Nordrhein-Westfalen. Innen-, Sport- und Familienausschuss befassen sich in einer gemeinsamen Sitzung mit dem Thema "Gegen Randalierer im Zusammenhang mit Fußballspielen konsequent vorgehen". Die FDP fordert in ihrem Antrag eine Meldepflicht für bekannte Gewalttäter. Zugleich kritisieren die Liberalen die Politik der Landesregierung.
Angehört werden verschiedene Experten, darunter Vertreter der Deutschen Fußball-Liga oder des Deutschen Fußball-Bunds. Ebenfalls eingeladen wurden Polizei, Polizeigewerkschaften, Fanbeauftragte aus Düsseldorf und Köln sowie der Bochumer Kriminologie-Professor Thomas Feltes.
Hunderte Vermummte, fliegende Pflastersteine und Bierbänke
Den Antrag zur Sitzung hatte die FDP eingereicht. "An den Spieltagen der Profi- und Amateurfußballligen kommt es durch diese insgesamt weniger als 5.000 Personen in Nordrhein-Westfalen besonders außerhalb von Fußballstadien immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen", schreiben die FPD-Fraktionsmitglieder.
Dabei beziehen sich die Liberalen unter anderem auf die Gewalt beim letzten Revierderby zwischen Dortmund und Schalke im vergangenen Herbst: "Der Einsatz von über 1.200 Polizeibeamten/innen rund um ein einziges Fußballspiel, hunderte Vermummte, die gegnerische Fans und Polizeibeamte mit Pflastersteinen, Bierbänken, Flaschen und Motorradhelmen bewarfen, 180 Festnahmen und elf Verletzte – davon acht Polizeibeamte – fordern eine klare Reaktion aller Verantwortlichen."
FDP will, dass sich Gewalttäter während des Spiels bei der Polizei melden
"Gewalt in und um Stadien ist ein Problem, das uns alle angeht", sagt Robert Orth, innenpolitischer Sprecher der FDP im Landtag. Den Antrag habe seine Fraktion eingereicht, "weil wir den Eindruck haben, dass die Landesregierung den Schwarzen Peter nur den Vereinen zuschieben will." Die FPD fordert Meldeauflagen: Jeder bekannte Gewalttäter soll sich bei der Polizeiwache in seinem Heimatort melden, während im Stadion das Spiel seines Clubs läuft. "Die Vereine sind auch in der Pflicht, in den Stadien. Das heißt nicht, dass die Landesregierung sich zurücklehnen darf", so Orth.
NRW-Innenministerium nimmt auch die Vereine in die Pflicht
2,4 Milliarden Euro würden die Vereine in den nächsten vier Jahren allein durch die Fernsehgelder einnehmen, so Beus. Einen Teil davon sollten sie für die Fans ausgeben. Das Innenministerium kann sich beispielsweise vorstellen, dass die Clubs Betreuer stellen, die die Fans auf Auswärtsfahrten in den Zügen begleiten. Es fordert aber auch, dass es mehr und besser qualifizierte Ordner in den Stadien gibt.
Die Experten, die am Donnerstag im Landtag sprechen, sollen die Abgeordneten informieren - und das aus ganz verschiedenen Perspektiven, aus der der Fanbeauftragten, der Vereine, der Polizei, der Liga. Und die Parlamentarier wollen von den Fachleuten wissen: Sind Nackt-Kontrollen durch körperliche Durchsuchung in Zelten oder Nacktscanner angemessen? Welche Möglichkeiten gibt es, Pyrotechnik auf den Zuschauerrängen in den Stadien zu unterbinden? Wie bewerten die Experten den Einsatz der Staatsanwälte vor Ort? Braucht die Polizei für "Risikospiele" eine andere Taktik?
Die Fans dürften nicht nur als Kunden betrachtet werden
Dass viele unterschiedliche Experten eingeladen wurden, hält Josefine Paul, sportpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion der Grünen, für „einen Schritt in die richtige Richtung“. Es sei wichtig, miteinander zu reden und nicht nur übereinander. NRW habe schon lange eine Vorreiterrolle inne, was die Sicherheits- und Fanarbeit in den Fußballstadien angehe. Natürlich gebe es Verbesserungsbedarf: Die Vereine, meint Paul, sollten mehr auf die Fans zugehen, sie nicht nur als Kunden betrachten und mehr Geld in Fanarbeit stecken. „Auf der anderen Seite dürfen auch die Fans die Polizei nicht zu einem Feindbild stilisieren.“
Holger Müller, sportpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, befürwortet unter anderem, eine schnellere Aburteilung der Gewalttäter. Außerdem müssten die Fanprojekte stärker gefördert werden, "auch mit Landesmitteln", so Müller. Von Nackt-Scannern hält der CDU-Politiker nichts. "Aber im Einsatz von V-Leuten kann ich durchaus einen Sinn sehen."
Piraten wollen, dass sich die Politik aus dem Fußball heraushält
"Eigentlich ist es unser Ziel, dass sich die Politik aus dem Fußball raushalten soll", erklärt Frank Herrmann, Sprecher der Piraten im Innenausschuss. Statt Kontrollen fordert er mehr Geld für die Fanprojekte. Denn Gewalt in und um Stadien sei ein Problem, dass von der Gemeinschaft der Anhänger gelöst werden müsse. Wer politischen Druck auf die Menschen ausübe, die ihren Club auf den Tribünen unterstützen, sorge dafür, dass sie sich mit den wenigen gewaltbereiten Stadionbesuchern solidarisieren.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.