Düsseldorf. Erst ein Schlachtverbot, dann Entwarnung: Durch das mit Schimmelpilzen verseuchte Tierfutter geht nach Einschätzung des NRW-Verbraucherschutzministeriums keine Gefahr für Verbraucher aus. Die Behörden hoben deshalb am Dienstagabend alle Einschränkungen für die betroffenen Betriebe auf.

Nach dem Skandal um Tierfutter mit Schimmelpilzen haben die Behörden in Nordrhein-Westfalen alle Einschränkungen für die betroffenen Betriebe aufgehoben. Das teilte das Verbraucherschutzministerium am Dienstag mit. Kurz zuvor hatte das Ministerium am Dienstagnachmittag noch mitgeteilt, dass für Dutzende Höfe in NRW ein Schlachtverbot erlassen worden sei.

In seiner Entwarnung verwies das Ministerium auf eine Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung, wonach eine Gefährdung der Verbraucher unwahrscheinlich ist. Selbst bei einem starken Befall des Futters mit dem Schimmelpilz Aflatoxin würden die Höchstmengen in Eiern, Lebern und Nieren nicht überschritten. Lebern und Nieren dürfen laut NRW-Ministerium jetzt wieder vermarktet werden, auch wurden die Sperren für 16 Milchviehbetriebe in NRW aufgehoben, die mit dem Schimmel-Futter beliefert worden waren.

Entwarnung auch in Niedersachsen

Auch in Niedersachsen gaben die Behörden am Dienstag endgültig Entwarnung. Alle betroffenen Betriebe könnten wieder Fleisch und Milch liefern, teilte am Dienstag das Landwirtschaftsministerium in Hannover mit. Gesundheitsgefahren bestünden nicht. "Das sind gute Nachrichten für die niedersächsischen Landwirte", sagte Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne).

Am vergangenen Freitag war bekanntgeworden, dass Landwirte in mehreren Bundesländern das mit dem Mais belastete Tierfutter bekommen hatten. 10 000 Tonnen des aus Serbien stammenden Maises, der mit dem Schimmelpilz Aflatoxin vergiftet war, war in Niedersachsen zu Tierfutter verarbeitet worden. Allein in Niedersachsen wurden damit 4467 Betriebe beliefert. Weil der Mais auch an Rinder verfüttert wurde, gelangte das Pilzgift in die Milch.

Experten untersuchten Hunderte Milchproben

Experten des Niedersächsischen Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) in Oldenburg untersuchten daraufhin Hunderte von Milchproben und stichprobenartig auch Lebern und Nieren von Schlachttieren auf zu hohe Werte des Schimmelgiftes.

Bekanntgeworden war die Belastung, nachdem ein Landwirt im Landkreis Leer Anfang Februar aufgefallen war, dass in der Milch seiner Kühe Aflatoxin-Grenzwerte überschritten waren. Sie hatten zuvor das verseuchte Futter gefressen.

Ruf nach mehr und wirkungsvolleren Kontrollen

Bei der Suche nach Schuldigen wurde der Ruf nach mehr und wirkungsvolleren Kontrollen laut. Der Geschäftsführer des Deutschen Verbandes Tiernahrung, Peter Radewahn, sagte im ZDF-Morgenmagazin, staatliche Kontrollstellen und firmeneigene Kontrolleure müssten sich jetzt zusammensetzen. "Wir müssen aus den Fällen lernen", sagte Radewahn.

Im aktuellen Fall habe es Stichproben gegeben. Die ersten Ergebnisse hätten offensichtlich unter den Grenzwerten gelegen. Er gehe aber davon aus, dass nach einer Warnung vor befallenem Mais im vergangenen Herbst aus Südost-Europa mehr Proben genommen worden seien.

Der BUND in Niedersachsen forderte angesichts des Futtermittelskandals ein Umdenken bei der Lebensmittelerzeugung. Die Verfütterung des Maises sei kein bedauerlicher Einzelfall. (dpa)