Vatikanstadt. Ein falscher Bischof hat sich am Montag für einige Zeit auf dem Vatikan-Gelände unter die Kardinäle gemischt, die dort zur Vorbereitung der Papst-Wahl eintrafen. Der Mann fiel unter anderem durch einen zu kurzen Talar und eine unübliche Kette auf. Unterdessen rückt das Konklave näher.

Als Bischof verkleidet hat ein Italiener versucht, sich in ein Vatikantreffen zu schleichen. Der Mann, der sich Basilius nannte, trug eine lilafarbene Schärpe um die Hüfte und schüttelte Priestern und Kardinälen die Hand, die am Montag zu dem Treffen hinter verschlossenen Türen eintrafen. Journalisten sagte der falsche Bischof, er sei Mitglied der Italienischen Orthodoxen Kirche, die nicht existiert.

Bevor er aufflog, sagte der vermeintliche Würdenträger noch, die katholischen Bischöfe hätten einen Fehler begangen, als sie des Kindesmissbrauchs beschuldigte Priester aus ihren Gemeinden abgezogen hätten. Die Schweizer Garde eskortierte den Mann schließlich wieder hinaus.

Zwölf stimmberechtigte Kardinäle fehlen noch

Unterdessen rückt die Wahl des neuen Papstes näher. 142 Kardinäle aus aller Welt versammelten sich am Montag in Rom, um sich hinter verschlossenen Türen auszutauschen und über den Beginn der Papst-Wahl zu beraten.

Eine Entscheidung wird in den kommenden Tagen erwartet, wenn alle 115 Wahlberechtigten in Rom eingetroffen sind. Zwölf Kardinäle mit Stimmrecht fehlten am Nachmittag noch, darunter auch die Deutschen Joachim Meisner, Karl Lehmann und Rainer Maria Woelki, wie Vatikan-Sprecher Federico Lombardi sagte.

Konklave muss zwischen 15. und 20. März starten

Am ersten Tag der Generalkongregation habe eine sehr sachliche und konstruktive Atmosphäre geherrscht, sagte Lombardi. Die Kardinäle wollten aktiv an dieser wichtigen Zeit und der Wahl des neuen Papstes mitwirken. In den nächsten Stunden und Tagen wurden in Rom weitere Kardinäle erwartet. Am Morgen hatte sich das Kardinalskollegium entschieden, dem zurückgetretenen Papst Benedikt XVI. einen Brief zu schreiben. Was darin stehen sollte, wurde zunächst nicht bekannt.

Die Herkunft der Kardinäle
Die Herkunft der Kardinäle

Die 207 Kardinäle der katholischen Kirche waren nach Benedikts Rücktritt aufgefordert worden, sich im Vatikan zu versammeln. Neben den Vorbereitungen auf das Konklave wollen sie auch über die Probleme der Kirche diskutieren und sich besser kennenlernen, um dann über den neuen Pontifex abstimmen zu können. Wann das Konklave beginnt, soll im Laufe der Woche entschieden werden. Die Wahl muss spätestens zwischen dem 15. und 20. März starten. Sie kann aber vorgezogen werden, wenn die Kardinäle dies mehrheitlich wollen und alle Wahlberechtigten in Rom sind.

115 Kardinäle unter 80 Jahren stimmberechtigt

An der Wahl werden nach letztem Stand 115 Kardinäle teilnehmen, die jünger als 80 Jahre sind. Der Vatikan hofft, noch vor Ostern ein neues Oberhaupt präsentieren zu können. Nach Benedikts Rücktritt läuft seit Donnerstagabend die Zeit der Sedisvakanz.

Einen klaren Favoriten für die Nachfolge auf dem Stuhl Petri gibt es nicht. Unter den italienischen Kandidaten wird immer wieder der Mailänder Erzbischof Angelo Scola genannt. Es mehren sich jedoch die Stimmen auch aus dem Kreis der Kardinäle, die sich für einen neuen Papst aus Asien, Afrika oder Lateinamerika aussprechen.

Zollitzsch plädiert für außereuropäischen Papst

Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, plädierte für einen Papst, der nicht aus Europa kommt. "Ich kann mir sehr gut einen Papst aus einem anderen Kontinent vorstellen. Die Zeit dafür wäre reif", sagte der Freiburger Erzbischof am Montag in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. "Wenn nicht jetzt, dann mit Sicherheit bei der darauffolgenden Wahl. Es wird im Laufe der Jahre definitiv einen außereuropäischen Papst geben." Der Kirche würde dies gut tun, betonte Zollitsch.

Nicht am Konklave teilnehmen wird der wegen "unangemessenen" Verhaltens zurückgetretene Erzbischof von Edinburgh, Kardinal Keith O'Brien. Drei Priester hatten ihm vorgeworfen, ihnen in den 1980er-Jahren "unangemessen" nahegekommen zu sein. O'Brien räumte am Sonntag Fehler im Umgang mit Priestern ein und bat um Vergebung. (afp/dpa)