Berlin/Rom. . Der Überraschungssieger der Parlamentswahl in Italien, Beppe Grillo, rechnet mit einem Zusammenbruch des politischen Systems seines Landes. Grillos neue Fünf-Sterne-Bewegung war auf Anhieb stärkste Einzelpartei im Abgeordnetenhaus geworden. Außerdem griff Grillo Peer Steinbrück an.
Der italienische Komiker und Chef der Protestbewegung "5 Sterne", Beppe Grillo, wirft dem SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück schlechte Manieren vor. Mit seinen Äußerungen zum Wahlausgang in Italien habe Steinbrück "alle Italiener beleidigt", sagte Grillo der "Bild am Sonntag" und fügte hinzu: "Steinbrück hat sich benommen wie ein Flegel."
Steinbrück hatte Grillo wie auch den ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi als "Clowns" bezeichnet. Dazu merkte Grillo an: "Ich bin ein Komiker, aber kein Clown." Eine Entschuldigung erwarte er jedoch nicht. "Die interessiert mich gar nicht."
"Ich gebe den alten Parteien noch sechs Monate"
Ausdrücklich lobte er jedoch den italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano, der Steinbrück wegen dessen "Clown"-Äußerungen von einem Abendessen ausgeladen hatte: "Ich fühle mich da sehr gut in Schutz genommen von meinem Staatspräsidenten. Das hat er schon ganz richtig gemacht, dass er Steinbrück nicht empfangen hat."
Unterdessen rechnet Grillo damit, dass das politische System seines Landes noch in diesem Jahr zusammenrechen wird. "Ich gebe den alten Parteien noch sechs Monate – und dann ist hier Schluss", sagte in einem am Samstag vorab veröffentlichtem "Focus"-Interview. "Dann können sie die Renten nicht mehr zahlen und auch die öffentlichen Gehälter nicht mehr."
Absage an eine Koalition mit Berlusconi
Grillo forderte, Italiens Staatsschulden neu auszuhandeln: "Wir werden erdrückt – nicht von dem Euro, sondern von unseren Schulden. Wenn die Zinsen 100 Milliarden Euro pro Jahr betragen, sind wir tot. Es gibt da keine Alternativen." Grillo sagte, er wolle weder mit dem Chef des Mitte-Links-Bündnisses Pier Luigi Bersani noch mit dem rechtskonservativen Silvio Berlusconi eine Koalition eingehen.
Zuvor hatte Bersani bereits eine große Koalition mit dem Mitte-Rechts-Bündnis des früheren Premiers Silvio Berlusconi ausgeschlossen. Er wolle Regierungschef werden, und das werde er am kommenden Mittwoch Staatspräsident Giorgio Napolitano vorschlagen, hatte Bersani am Freitag gesagt.