Berlin. . Der Streit um das „Clown“-Zitat des SPD-Spitzenkandidaten geht weiter. Auch einen Tag nach der Entschuldigung Steinbrücks ist Italiens Präsident Giorgio Napolitano immer noch verstimmt. Joachim Gauck pflichtet ihm bei.
Giorgio Napolitano hatte ihn an der Strippe: „Peer Steinbrück hat mir am Telefon erklärt, dass er nicht beleidigend sein wollte“, erzählte der italienische Präsident. Damit war die „bedauerliche Angelegenheit“ indes nicht aus der Welt. Am Tag danach hielt sein Ärger darüber an, dass der SPD-Kanzlerkandidat zwei Sieger der Wahl in Italien, Silvio Berlusconi und Beppe Grillo, als „Clowns“ bezeichnet hatte. Als Napolitano sich gestern in Berlin mit Bundespräsident Joachim Gauck den Journalisten stellte, machte er aus seinem Herzen keine Mördergrube: „Es liegt auf der Hand, dass das nicht in Ordnung ist.“
Der Italiener stellte klar, wenn man über ein befreundetes Land und seine freien Wahlen spreche, „muss man sehr ausgewogen sein in der eigenen Wortwahl“. Dann müsse man sich an eine Regel der Mäßigung halten. „So ist es“, pflichtete Gauck bei. Steinbrücks Äußerungen wolle er nicht kommentieren, sagte Gauck, fügte dann aber hinzu: „Manches kommentiert sich auch von selbst.“
Mahnung zur Nüchternheit
In der Heimat traf Italiens Präsident den Ton. „Bravo Napolitano! Weg mit Steinbrück oder wir boykottieren die deutschen Produkte!“, twitterte Paolo Romani, ein Parteifreund Berlusconis. Auch in Berlin hielt die Kritik an, auch in der SPD. Zwei Parteifreunde Steinbrücks fielen durch Mäßigung auf: Europaparlaments-Präsident Martin Schulz und die Dortmunder Abgeordnete Ulla Burchardt, Vorsitzende der deutsch-italienischen Parlamentariergruppe. Schulz, der sich oft mit Berlusconi gestritten hatte, mahnte eine nüchterne Betrachtung der Wahl an. Burchardt ergänzte, es sei „nicht diplomatisch, das politische Personal eines befreundeten Staates mit solchen Begriffen zu belegen“.
Während die FDP sich über den Kanzlerkandidaten lustig machte („Peerlusconi“), stellte die Union indirekt die Eignungsfrage: Wer Kanzler werden wolle, könne sich diplomatische und rhetorische Fehlleistungen „schlichtweg nicht erlauben“.