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Das Drama in der Familie von Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl (82) wird weiter auf öffentlicher Bühne aufgeführt. Ein Buch von Kohl-Sohn Peter mit pikanten Details kommt in diesen Tagen auf den Markt. Gemeinsam mit Bruder Walter erhob er vorab bei „Markus Lanz“ im ZDF schwere Vorwürfe gegen Maike Kohl-Richter (48), Ehefrau des Vaters. Die Mission der Kohl-Brüder: Sie wollen Erbe und Ansehen ihrer 2001 verstorbenen Mutter schützen. Hannelore Kohl wäre nächste Woche 80 Jahre alt geworden.
Hört man die Schilderungen der Brüder, dann herrscht in der Familie ein gnadenloser Kleinkrieg. Und für Peter (47) und Walter Kohl (49) ist klar, wer der Auslöser des Zerwürfnisses ist: Maike Kohl-Richter, seit Mai 2008 mit dem früheren Regierungschef verheiratet.
„Telefonate mit unserem Vater sind nicht möglich“, beklagte sich Peter Kohl, der jüngere der Söhne, beim TV-Talk mit Lanz. Maike Kohl-Richter versuche mit allen Mitteln, eine Kontaktaufnahme der Söhne mit dem Vater zu verhindern. „Uns wurde vor der eigenen Haustür mit Verhaftung gedroht“, schilderte Peter Kohl eine Episode, als er 2011, am zehnten Todestag der Mutter Hannelore Kohl, vor dem Elternhaus vergeblich versucht habe, mit dem Vater zu sprechen: „Es war sehr unappetitlich.“
Treffen nur mit Trick erreicht
Nur durch einen Trick und einen Umweg über die Sicherheitsbeamten, die den Alt-Kanzler bewachen, sei es ihm einmal gelungen, gemeinsam mit seiner kleinen Tochter bis zu seinem Vater durchzudringen, berichtete Peter Kohl. Dort habe er „eine aufgeregte Maike Kohl-Richter“ erlebt, die in Panik versucht habe, das Treffen doch noch zu verhindern. Helmut Kohl dagegen sei sehr bewegt gewesen, seine Enkelin zu sehen, nach zehn Minuten habe der 82-Jährige aber mit Blick auf seine Ehefrau erklärt: „Es ist besser, wenn ihr jetzt geht, sonst gibt es wieder Riesenärger.“
Es ist nicht das erste Mal, dass die Kohl-Söhne mit Details aus dem Familienleben an die Öffentlichkeit gehen. Erst vor zwei Jahren hatte Walter Kohl mit seinem Bestseller „Leben oder gelebt werden“ das zerrüttete Verhältnis zum Vater und zu dessen zweiter Ehefrau öffentlich gemacht. Es folgte eine ebenfalls öffentlich ausgetragene Auseinandersetzung mit einem Kohl-Biografen über unliebsame Veröffentlichungen, etwa um Hannelore Kohls Freitod.
An den Auftritten der Kohl-Söhne lässt sich ablesen, wie groß die Verletzungen sein müssen in der Familie: Die Kinder, die unter der Prominenz und der brachialen öffentlichen Kritik an ihrem Kanzler-Vater litten; der Suizid Hannelore Kohls 2001 nach langen Jahren schwerer Krankheit; die Heirat Kohls mit Maike Richter, die, so Peter Kohl bei Lanz, einen weitgehenden „Kontrollverlust“ der Söhne über das Familienleben zur Folge hatte – all das führte laut Walter Kohl zu einer „Sprachlosigkeit in der Familie. Die Wege trennen sich“. Sowohl von der Verlobung als auch von der Hochzeit des Vaters mit Maike Richter erfuhren die Söhne aus der Bild-Zeitung. „Wenn ich mich unterwegs informieren will, wie es meinem Vater geht, informiere ich mich über Bild“, so Peter Kohls lapidare Erkenntnis. Es sind Sätze wie dieser, die die ganze Verbitterung und die Verletzungen offenlegen.
„Ich hatte ein mulmiges Gefühl“
Nun legt Peter Kohl nach. Er hat die Neuauflage seines Buchs über seine Mutter um ein 27-seitiges Vorwort ergänzt, in dem ebenfalls Maike Kohl-Richter eine wichtige Rolle spielt.
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So schildert er sie als eine Frau, die völlig auf Helmut Kohl fixiert sei, was manische Züge annehme: „Jedes Gespräch mit ihr ist eine einzige Lobhudelei über meinen Vater“, so Peter Kohl. Das klinge bisweilen „wie Propaganda“. Gehe es um ein anderes Thema, nehme sie „nicht am Gespräch teil“. Kohl-Richters frühere Wohnung in Berlin sei eine Art Heiligenschrein für Helmut Kohl gewesen, vollgestopft mit Devotionalien des Politikers. Peter Kohl: „Ich hatte ein mulmiges Gefühl.“
Die nächste Eskalation im Familienkrieg: Peter Kohl spekuliert in seinem Buch-Vorwort offen darüber, dass sein Vater noch zu Lebzeiten Hannelore Kohls die Beziehung zu Maike Richter begonnen hätte. Dies sei für ihn heute aber nicht mehr wichtig. Beide Söhne erklären, sie hätten gehofft, die Familie würde durch die Schicksalsschläge wie den Freitod der Mutter oder die schwere Erkrankung des greisen Vaters eher zusammengeschweißt als auseinander getrieben. „Diese Hoffnung“, so Walter Kohl resigniert, „war fehlgeleitet.“