London. Zehn Jahre nach Beginn des Irak-Krieges ist Ex-Premier Tony Blair für viele Briten noch immer eine Hassfigur. Jetzt hat sich der einstige Politstar der Labour-Partei nun erstmals zu der Negativstimmung geäußert. Von Bedauern über den Militär-Einsatz unter seiner Führung ist dabei nichts zu spüren.

Dem 59-Jährigen ist durchaus bewusst, dass Briten ihn Lügner und Kriegsverbrecher schimpfen und wütende Passanten ihm nachstellen, sobald er auf der Straße gesichtet wird: „Es gibt natürlich Leute, die mir gegenüber sehr ausfallend werden“, räumt Blair ein, „doch der Preis, den ich zahlen muss, ist gleichgültig.“ Er würde sich zumindest nicht davon abhalten lassen, in Großbritannien die Straße zu queren, so Blair gegenüber der BBC.

Seine Entscheidung, britische Truppen 2003 zusammen mit US-Streitkräften in den Irak einmarschieren zu lassen, verteidigte er erneut. „Ich habe es allerdings aufgegeben, die Menschen davon zu überzeugen, dass es richtig war“, so der Ex-Premier in dem Interview. Die Situation im Irak sei zwar noch immer nicht so, „wie sie sein sollte“, aber doch besser als unter Diktator Saddam Hussein. „Man denke nur daran, was passieren würde, wenn der arabische Frühling auch den Irak erfasst und Hussein versuchen würde, die Aufstände niederzuschlagen“, betonte er.

Über 190 britische Soldaten im Irak gefallen

Im März 2003 hatte der ehemalige Labour-Chef britische Soldaten in den Irak verlegt. Damit ignorierte er die Warnung des Generalstaatsanwaltes Peter Goldsmith, dass der Einmarsch womöglich gegen völkerrechtliche Bestimmungen verstoße. Regierungsbeamte belasteten Blair später mit der Aussage, dass er sie über militärische Optionen im Dunkeln gelassen habe, bis es für Alternativen zu spät gewesen sei.

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Der Ex-Premier rechtfertigte den Einmarsch vor zehn Jahren mit Hinweisen des Geheimdienstes zu Massenvernichtungswaffen, die Hussein angeblich bereithalten würde. Die Informationen stellten sich nach dem Einmarsch und Tod des Diktators als grob falsch heraus. Bis heute sind über 190 britische Soldaten und 110.000 Zivilisten im Irak gefallen.

Vergangenes Jahr musste ein massives Aufgebot an Sicherheitskräften Blair vor Demonstranten schützen, als er einem Untersuchungsausschuss die rechtliche Grundlage seiner Entscheidung erläutern sollte. Seit Rücktritt von seinen politischen Ämtern im Königreich setzt der Politiker sich als Sondergesandter für eine friedliche Lösung im Nahost-Konflikt ein.