London. .

Es war ein Stück, auf das Großbritannien lange wartete. In der Hauptrolle: Rhetorik-Supertalent Tony Blair, der vor einer Untersuchungskommission den Irak-Krieg rechtfertigen sollte.

Der Auftritt hätte selbst hartgesottene Politiker blass werden lassen: Mütter und Väter toter Soldaten im Nachbarsaal, vor Kopf wie das Jüngste Gericht fünf Experten aufgereiht und als Hintergrund die Rufe „Lügner“ und „Mörder“ von Demonstranten vor der Tür. Ihrem Protest stellte Blair sich erst gar nicht. Er kam durch den Hintereingang, um sich braungebrannt und selbstsicher zu erklären.

Dabei sind die Vorwürfe so enorm, dass sie Blairs Ruf über Nacht vom Genie zur Hassfigur reduziert haben. Um jeden Preis soll er die Invasion durchgesetzt haben und dabei alle Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Krieges ignoriert, Informationen des Geheimdienstes aufgebauscht und das Parlament belogen haben.

Blair verteidigte den Angriff auch jetzt: „Der Irak war nach den Terroranschlägen vom 11. September nicht gefährlicher als vorher, aber unsere Risikoeinschätzung hatte sich verändert.“ Obwohl Saddam Hussein nicht am World-Trade-Center-Attentat beteiligt war, sei an dem Tag die Toleranz gegenüber Schurkenstaaten mit Nuklearprogrammen erschöpft gewesen. „Das war nicht nur die Sichtweise der USA, sondern absolut auch meine eigene“, so Blair.

Doch Massenvernichtungswaffen, von denen er behauptet hatte, dass es sie „ohne Zweifel“ gebe, wurden im Irak nie gefunden. Ein Geheimdienstdossier, das die Angriffsfähigkeit des Irak mit „45 Minuten“ bezifferte und die Invasion letztendlich auslöste, stützte sich auf Informationen eines tratschenden Taxifahrers – dubiose und offensichtlich falsche Angaben. „Ich musste einfach eine Entscheidung treffen“, sagte Blair. „Man kann nicht herumsitzen und warten, bis die Katastrophe passiert.“ Er habe nach dem 11. September kein Risiko eingehen wollen. „Das hat nichts mit Täuschung oder Verschwörung zu tun.“

Er würde „die gleiche Entscheidung wieder treffen“, so Blair. Mehr noch: „Wir sind ja heute mit den exakt gleichen Fragen konfrontiert, zum Beispiel im Iran.“ In all diesen Fällen seinen klare Entscheidungen eben notwendig.