Moskau. . Viele Hundert Menschen sind am Freitag beim Einschlag von Meteoriten in Russland verletzt worden. Augenzeugen berichten von „überirdischem Licht“ vor der Explosion. Fensterscheiben bersten, Schulen und Universitäten mussten schließen. Die Suche nach Meteoritensplittern ist jetzt in vollem Gange.

Was die Menschen zwischen dem Baikal in Ostsibirien und dem 3000 Kilometer entfernten Südural über den Meteoritenregen berichten, lässt an einen Atomschlag denken: „Ein überirdisches Licht strahlte auf, dann knallte es gewaltig und die Häuser wackelten“, schreibt eine Augenzeugin in einer SMS. „Bei uns ist etwas Schreckliches passiert.“

Und ein Einwohner der Stadt Tscheljabinsk berichtet: „10 Minuten vorher begann mein Hund im Hof stark zu bellen und zu winseln wie ein Wolf. Dann gab es eine Explosion und eine Druckwelle erfasste die ganze Stadt“.

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Die meisten Verletzten in der russischen Uralregion Tscheljabinsk und im nordkasachischen Grenzgebiet kamen durch Glassplitter zu Schaden, als die Druckwelle tausende Fenster platzen ließ.

Auch Fahrzeuge, Eisstadion und Zinkwerk beschädigt

Nach Angaben der Zeitung Argumenty Nedeli wurden auch die Karosserien und Windschutzscheiben zahlreicher Kraftwagen in der Region in Mitleidenschaft gezogen, das Eisstadion „Traktor“ musste wegen „schwerer mechanischer Schäden“ seinen Betrieb einstellen. Ein Lagerdach des Tscheljabinsker Zinkwerks fiel ein, danach stieg der Zinkpreis an der Londoner Börse kurzfristig um mehrere Prozent. Schulen und Universitäten schlossen ebenfalls, die Swerdlowsker Nachbarregion schickte mehrere Brigaden Glaser in die Tscheljabinsker Bezirke Tschebarkulsk und Slatoust, wo die meisten Meteoritenfragmente gelandet sind. Die Handwerker sollen bei der raschen Beseitigung der Fensterschäden helfen.

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Auch die Suche nach Meteoritensplittern ist nun in vollem Gange. Das russische Militär hat auf dem See Tschebarkul ein Loch im Eis von etwa sechs Metern Durchmesser entdeckt. Man vermutet, das Hauptfragment des Meteoriten sei dort gelandet. Währenddessen berichtet die Tscheljabinsker Polizei, mehrere Bürger hätten mutwillig ihre Fenster zertrümmert, um in den Genuss finanzieller Entschädigungen zu kommen.

Staatsfernsehen geht Witzbolden auf den Leim

Währenddessen berichtet die Tscheljabinsker Polizei, mehrere Bürger hätten mutwillig ihre Fenster zertrümmert, um in den Genuss finanzieller Entschädigungen zu kommen. Das russische Staatsfernsehen aber ging Witzbolden auf den Leim. Die hatten das Video einer brennenden Naturgasgrube in Turkmenistan ins Internet gestellt und als Krater des Tscheljabinsker Himmelskörpers ausgegeben. Andere russische Blogger scherzten, es bestünde keine Gefahr, die Staatsduma habe gestern alle weiteren Meteoriten gesetzlich verboten. Auch Sergei Stepaschin, Chef des russischen Rechnungshofes versuchte es bei einem Auftritt vor dem Parlament mit Humor: „Wir führen zur Zeit in der Region Tscheljabinsk eine ernsthafte und umfassende Überprüfung durch, offenbar deshalb hat es dort Meteoriten geregnet.“