Berlin. . Das Freihandelsabkommen zwischen den USA und Europa könnte Aufschwung bedeuten. Zu den Profiteuren eines liberalisierten Handels auf deutscher Seite zählten vor allem Unternehmen der Finanzwirtschaft und die Automobilindustrie. Die amerikanische Wirtschaft ist auf neue Impulse angewiesen.
Das geplante Freihandelsabkommen zwischen den USA und Europa könnte der Wirtschaft dies- und jenseits des Atlantiks nach Einschätzung von Wirtschaftsverbänden einen kräftigen Schub verleihen. So bezifferte der DIHK-Außenhandelschef Volker Treier allein die möglichen zusätzlichen deutschen Exporte in die USA auf rund drei bis fünf Milliarden Euro pro Jahr. Zu den Profiteuren eines liberalisierten Handels auf deutscher Seite zählten vor allem Unternehmen der Finanzwirtschaft und die Automobilindustrie. Aber auch mittelständische Unternehmen, etwa Maschinenbauer und Chemiefirmen, zögen Vorteile aus einem transatlantischen Binnenmarkt, wie ihn US-Präsident Obama angekündigt hatte.
Angela Merkel befürwortet die Idee
Die Europäer dringen schon länger auf eine Freihandelszone mit der größten Wirtschaftsmacht der Erde. Insbesondere Angela Merkel und der britische Premier David Cameron machen sich dafür stark. Die Europäer fürchten, dass sich die USA auch in wirtschaftlicher Hinsicht stärker den neuen Machtzentren im pazifischen Raum zuwenden. Obama will jedoch das eine tun, ohne das andere zu lassen. Die amerikanische Wirtschaft ist ebenso wie die europäische auf neue Impulse angewiesen, um die Krise in den Griff zu bekommen. Geld steht dafür in den klammen Staatskassen nach der Finanzkrise indes nicht mehr zur Verfügung. Insofern hofft man in Washington und Europa auf die segensreichen Wirkungen des Freihandels.
Schon heute beträgt das Handelsvolumen zwischen den beiden großen Blöcken rund eine halbe Billion Euro pro Jahr. Das entspricht rund einem Viertel des weltweiten Warenhandels, zusammen tragen die USA und Europa fast die Hälfte zum globalen Sozialprodukt bei. Deutsche Unternehmen haben in den USA noch immer mehr investiert als in China und allen anderen Schwellenländern zusammen. „Ein Investitionsabkommen mit den USA könnte für den deutschen Mittelstand deshalb sehr interessant sein“, sagt DIHK-Fachmann Treier. Bei der neuen Liberalisierungsrunde geht es jedoch weniger um Zölle, die liegen nach Angaben des DIHK derzeit im Schnitt ohnehin nur noch bei zwei bis drei Prozent. Viel wichtiger ist der Wirtschaft die Beseitigung sogenannter nicht-tarifärer Handelshemmnisse. Dazu zählen technische Produktstandards, Verbraucherschutzregeln, aber auch gemeinsame Regeln für Zukunftsmärkte wie das Elektroauto. „Das fängt bei der Länge der Stoßstangen an und hört beim Krümmungswinkel des Rückspiegels auf“, sagt Jens Nagel vom Außenhandelsverband BGA.
Inwieweit durch das Abkommen Arbeitsplätze in Deutschland unter Druck geraten, lässt sich heute schwer ermessen. Noch ist nicht klar, wie das Freihandelsabkommen im Detail aussehen wird. Ob sich ein solches Abkommen auch für die Verbraucher rechnet, steht noch auf einem anderen Blatt. Zwar hat der Verband der Automobilindustrie (VDA) bereits günstigere Autos in Aussicht gestellt. Hier darf man jedoch einstweilen getrost noch ein dickes Fragezeichen setzen. Hauptprofiteur eines Freihandelsabkommens ist die Wirtschaft.