Essen. . War Benedikt XVI. ein guter Papst? Was wird von seinem Nachfolger erwartet? Eine Kurzumfrage im Essener Dom, am Tag nach der historischen Rücktrittserklärung in Rom.
Wolfgang Viertelhaus ist fast so etwas wie ein Experte für Joseph Ratzinger. Ende der 1960er-Jahre studierte der mittlerweile pensionierte Religionslehrer bei Ratzinger, als dieser noch Theologie lehrte. „Seine Vorlesungen waren immer spannend.“
Von Ratzingers Amtszeit als Papst ist er aber enttäuscht: „Seine konservativen Bischofsernennungen, sein Verhalten gegenüber den Pius-Brüdern. Das war nicht in meinem Sinne.“ Jetzt hofft er darauf, dass ein neuer Papst die Kirche zu ihren Wurzeln zurück führt. „Alles muss einfacher werden. Ein Bischof hat doch heute keine Ahnung mehr, was die Gläubigen bewegt.“
So wie Viertelhaus denken auch die meisten anderen Katholiken, die am Tag nach dem Papst-Rücktritt im Dom beten.
„Jetzt erwarte ich eine Erneuerung“, meint etwa Ingrid Wehrmann. Vor allem in Sachen Missbrauchsskandal sieht sie Nachholbedarf: „Es darf nicht mehr alles unter den heiligen Tisch gekehrt werden.“ Aus welcher Nation der neue Papst kommt, ist ihr egal. „Ob er nun Afrikaner oder Europäer ist. Was spielt das für eine Rolle? Hauptsache er ist nicht so konservativ wie Benedikt.“