Essen. . Ruhrbischof Franz Overbeck würdigt Benedikts Entscheidung als „kirchenhistorisches Ereignis.“ Gemeinden und Verbände im Ruhrbistum zeigen sich überrascht und fragen: Wie geht es weiter?

Papst Benedikt XVI hat überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Der Essener Ruhrbischof Franz Overbeck würdigt Benedikts Entscheidung als „kirchenhistorisches Ereignis.“ Gemeinden und Verbände zeigen sich überrascht und fragen: Wie geht es weiter?

Die Freude über einen deutschen Papst war groß, erinnert sich Ursula Ligensa, die in Huttrop die katholische öffentliche Bücherei in St. Bonifatius leitet. Schon damals bestand ein bisschen die Sorge, ob Joseph Ratzinger in seinem Alter die große Belastung noch schafft, sagt sie. Daher empfindet Ursula Ligensa nun den Rücktritt von Benedikt XVI. als konsequent: „Ich war überrascht, aber es ist auch eine mutige Entscheidung“.

Hoffnung auf Öffnung der Kirche

Als unerwartet beschreibt Ingrid Hafner die Nachricht aus Rom. Die Leiterin der Aids-Beratung der Caritas fragt nun: „Was bedeutet das für die weitere Entwicklung der Kirche?“ Verhütung und gleichgeschlechtlichen Lebensweisen sind die Themen, die ihre Beratungsstelle direkt betreffen und bei denen der Papst sich deutlich positionierte.

Auch wenn sich Ausnahmen etwa bei Prostituierten andeuteten: „Für uns war es schwierig, dass der Papst beim Thema HIV darauf hinwies, dass ein Kondomgebrauch nicht möglich ist“, sagt Hafner, die hofft, dass die Kirche sich an manchen weiterhin Stellen öffnet.

„Eine Entscheidung, die Hochachtung verdient.“

„Es bedarf eines Papstes, der die Situation der katholischen Kirche in Deutschland wahrnimmt, der die Themen sieht und sensibel behandelt“, sagt Björn Enno Hermans zwischen Hoffnung und Unsicherheit, was nun folgt.

Als Leiter des Sozialdienstes katholischer Frauen und Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken betont er: „Wir haben Dinge identifiziert, die aber in Rom entschieden werden“. Auch Hermans zeigt sich vom Rücktritt überrascht: „Eine Entscheidung, die Hochachtung verdient.“ Sicherlich habe Benedikt XVI. sich an seinen Vorgänger erinnert, der zuletzt von Krankheit gezeichnet war.

Ein krichenhistorisches Ereignis

„Weil er diese Situation hautnah erlebte, hat er ein sicheres Gespür entwickelt und den Weg frei gemacht“, sagt Stadtdechant Jürgen Cleve, der dem Papst in Köln beim Weltjugendtag begegnete. „Ich komme als Pilger“, habe Benedikt sich als Diener der Kirche beschrieben. Da sei es ein logischer Schritt zurückzutreten, „wenn er erkannt hat, dass er der Kirche nicht mehr dienen kann.“ Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck spricht von einem „kirchenhistorischen Ereignis“. Mit seinem Rücktritt setze Benedikt „eines der eindrücklichsten Zeichen seines Pontifikats: Alle kirchliche Macht ist endlich.“

Den Beginn erlebte Marius Linnenborn in Rom auf dem Petersplatz. Der Pastor der Heisinger St. Georg-Gemeinde erinnert sich an die Audienz am Tag danach, als der Papst vom Fallbeil sprach, das auf ihn herabgekommen sei. „Wahrscheinlich hat er diese Bürde jetzt gespürt“, glaubt Marius Linnenborn, für den die Entscheidung des Papstes Größe und Demut zeigt.